Verkostungsnotiz des Jahrgangs 2017:
Wohl kaum einem anderen Weingut im Rheingau gelingt es, so viel Gebietstypizität mit einem so ausgeprägten individuellen Charakter zu verknüpfen. Bereits das Bukett wirkt dicht und spannungsvoll, wobei man die Primärfrucht hier in einer ihrer schönsten Nebenrollen bewundern kann – umkränzt von milden Kräutern und Blüten. Die Stars in diesem faszinierenden Riesling-Opus sind dann ganz klar die Mineralität und die immense Struktur, die sich kraftvoll am Gaumen entfalten, ohne jedoch schwer zu wirken. Spannung und Drive lösen sich in eine fast spielerische Eleganz auf, wenn der Wein regelrecht über die Zunge tänzelt. Vom Quarzit geprägten Böden sagt man im Allgemeinen nach, dass sie beim Riesling zu einer etwas schroffen Säure führen können. Diese präsentiert sich hier jedoch sehr unangestrengt, harmonisch und sorgt für einen saftigen Trinkfluss. So geht Riesling vermutlich nur im Rheingau – und eben nur bei Familie Kühn.
Yook vom vinocentral-Team, Juli 2019
Verkostungsnotiz des Jahrgangs 2019:
Die Weine der Kühns sind überaus lebendig und durchlaufen unterschiedliche Phasen. Der Klosterberg beispielsweise wirkt in seiner Jugend oft schon sehr zugänglich, verschließt sich aber dann wieder, um mit der beginnenden Reife erst so richtig aufzublühen. Doch auch dabei gibt es Phasen, in denen er sich offener oder etwas zurückhaltender präsentiert. Im Zweifelsfall sollte man ihm zunächst mal etwas Luft gönnen – dann legt er los. Primärfrucht spielt in seinem komplexen und tiefgründigen Bukett eigentlich gar keine Rolle. Stattdessen: Dörrobst, Honig, Kamille, Erde und Stein, getrocknete Kräuter und feinster Oolongtee aus Taiwan, der mit seiner Halbfermentierung frische und oxidative Noten verbindet. Am Gaumen präsentiert sich der Wein ebenso vielschichtig wie aromatisch schwer zu fassen. Die runde, überaus harmonische Säure erscheint sehr agil. Das Ganze wirkt dicht, aber auch klar strukturiert mit langem mineralischem Finish. Durch und durch ein Kühn eben – sprich: Rheingau-Riesling, wie man ihn wohl nur hier findet – und ein echtes Weinerlebnis.
Yook vom vinocentral-Team, September 2020
Weingut P.J.Kühn Riesling Hallgartener Hendelberg Erste Lage Bio 2017
In der ansonsten eher sanften Hügellandschaft des mittleren Rheingaus ist der Hendelberg, der sich nordöstlich von Hallgarten bis auf 300 Meter über NN hoch an den Taunus erstreckt, mit bis zu 44 % Hangneigung eine der wenigen echten Steillagen. Der Boden ist von verwitterndem Phyllitschiefer geprägt und die Riesling-Rebstöcke der Kühns hier sind bis zu 46 Jahre alt. Beste Voraussetzungen für einen charaktervollen Wein und die setzt Familie Kühn auch eigentlich Jahr für Jahr herausragend um – so auch 2017. Wie mittlerweile bei allen Kühn-Rieslingen durfte der Wein ein einjähriges Hefelager genießen. Oft ist der Hendelberg in seiner Jugend eher etwas verschlossen. Mit etwas Luft zeigt er sich hier jedoch bereits enorm zugänglich und öffnet sich zusehends im Glas. Kräuter, ein Hauch weiße Blüten und Kamillentee, reife gelbe Frucht mit apfeligen, aber auch zitrusartigen Anklängen und erdig-mineralischen Noten. Am Gaumen dicht und tiefgründig mit feinem Gerbstoffgerüst – und zugleich leichtfüßig und klar. Die puristische aber durchaus saftige Frucht und die ausgeprägt mineralische Würze verbinden sich im Abgang mit einer präsenten, aber runden Säure zu einem langen und lebendigen Finish am Gaumen. Der Wein nähert sich so langsam seiner Reife, zeigt dabei aber noch keine Spur von Alterung. In seiner Klasse ist das ganz großes Riesling-Kino – und übrigens ein hervorragender, extrem vielseitiger und robuster Speisebegleiter.
Yook & Neser vom vinocentral-Team, Mai 2021
Das Landgeflecht ist eine Hanglage aus der GG Lage Doosberg. Hier stehen auf 3.00 Quadratmetern 7.000 Reben pro Hektar. Ein großartiger Riesling. Königsklasse!
Der Jacobus Riesling 2023 trägt unverkennbar die Handschrift der Familie Kühn und bildet den charaktervollen Auftakt zu ihrer Interpretation großer Rheingauer Rieslinge. Schon dieser „Einstiegswein“ ist weit mehr als ein einfacher Gutsriesling: eine vollwertige Ouvertüre, die Kühns kompromisslose Philosophie von lebendiger Herkunft und biodynamischer Präzision schmeckbar macht.
Die Trauben stammen aus verschiedenen, seit über 20 Jahren biodynamisch bewirtschafteten Lagen in Oestrich und Winkel. Sie wurden selektiv von Hand gelesen und besonders schonend über mehrere Stunden als ganze Trauben gepresst. Die spontane Gärung erfolgte ausschließlich mit wilden Hefen; anschließend reifte der Wein zehn Monate auf der Vollhefe – teils im großen Holzfass, teils im Edelstahltank. Auf önologische Eingriffe verzichtet man bei P. J. Kühn konsequent. Der Jacobus darf sich aus eigener Kraft entwickeln – und gewinnt dadurch ungemein an Lebendigkeit und innerer Ruhe.
Im Glas zeigt sich der Jacobus 2023 mit einer würzigen Nase, die an weißen Pfeffer, Muskat und reife gelbe Früchte erinnert. Am Gaumen präsentiert er sich trocken und herb, mit einer wunderbar harmonischen Säure. Er startet saftig und entfaltet in der Gaumenmitte eine karge, fast asketische Mineralität, die ihn packend und fesselnd macht. Erdige und herbe Akzente begleiten den langen, präzisen Abgang.
Ein ausdrucksstarker Riesling, der den Anspruch des Weinguts P. J. Kühn schon auf Einstiegsniveau eindrucksvoll widerspiegelt.
Sebastian Fehlinger vom vinocentral-Team, Juli 2025
Weingut P.J.Kühn Riesling Schlehdorn 2021:
Die Lage St. Nikolaus liegt direkt am Rhein, der hier einen Kilometer breit ist und einen prägenden Einfluss auf die VDP Große Lage ausübt. Der Fluss fungiert im Frühling als Wärmespeicher und Sonnenreflektor. Im September indes legt sich der aufsteigende Nebel wie ein Deckbett über die Trauben. Die Folge ist ein deutlich früherer Austrieb im Frühling sowie eine spätere Lese im Herbst – und damit eine besonders lange Wachstums- und Reifezeit der Trauben. Im Herzstück der Lage entsteht der hochwertigste Riesling des Weinguts Peter Jakob Kühn: das Kühn-Unikat „Schlehdorn“. Die Rebstöcke, die ganz am Ende der Lage, entlang eines Villengrundstücks wachsen, sind über 85 Jahre alt. Ein eindrückliches Beispiel dafür, dass nicht unbedingt Hanglagen die besten Weine erbringen müssen, sondern auch eine kleine Parzelle unten am Fluss oder in einer Senke das hochwertigste Traubenmaterial liefern kann.
Vinocentral-Team, September 2024
Verkostungsnotiz des Jahrgangs 2015:
Das betörende Bukett von roten Beeren, vor allem kleinen vollreifen Walderdbeeren, verspricht nicht zu viel. Am Gaumen ist der Wein fruchtig und vollmundig, dabei aber kühl und glasklar. Feine Gerbstoffe geben im Struktur – sie stammen nicht vom Einsatz im Barrique, sondern von der Fermentation mit einem kleinen Anteil eigener Rappen. Ein Bilderbuch-Spätburgunder, der nicht nur in Rheingau seinesgleichen suchen muss.
Yook vom vinocentral-Team, April 2016
Ein ganzer Korb vollreifer gelber Früchte wie Aprikosen, Mirabellen und Pfirsiche im Bukett, ein bisschen Blumenladen und einer leicht steinigen Würze. Der naturgemäß hohe Zuckergehalt der Auslese wird von einer feingliedrigen Säure und einer feinen Mineralik im Zaum gehalten. Erfrischung pur! Das Lenchen befindet sich gerade noch im Vorschulalter, lässt aber schon jetzt Großes hoffen.
Yook vom vinocentral-Team, April 2017
Verkostungsnotiz des Jahrgangs 2018:
Eigentlich Jahr für Jahr liefern Kühns einen der besten Gutsrieslinge überhaupt ab, der stilistisch bereits ganz klar die Handschrift und die Philosophie des Weinguts zeigt, die sich dann in den höherwertigen Weinen stringent fortsetzt. In diesem Sinne ist das also nicht der übliche „Basiswein“, sondern eine vollwertige Ouvertüre im Portfolio und wie alle Kühn-Rieslinge höchst individuell und völlig anders als das Rheingauer Einerlei, von dem sich nur eine Handvoll Weingüter abhebt. Auch im Hitzerekordjahr 2018 ist der Familie Kühn bei der Lese offensichtlich der perfekte Spagat zwischen Reife und Frische gelungen. Die Trauben stammen aus verschiedenen Lagen in Oestrich und Winkel, die seit fast 20 Jahren biodynamisch gepflegt werden. Sie wurden von Hand gelesen und sehr langsam gepresst. Der Saft wurde dann spontanvergoren. Anschließend durfte der Jungwein im Stahltank und im großen Holzfass bis zur Füllung im April auf der Vollhefe reifen. Dabei wird hier grundsätzlich auf önologische Eingriffe verzichtet – abgesehen vom traditionellen Einsatz von Schwefel. Es handelt sich also um einen Low-Intervention-Wein, der sich aus eigener Kraft entwickeln darf – das schlägt sich in seiner ungezügelten Lebendigkeit und zugleich ausgeprägten inneren Ruhe nieder, die man in allen Kühn-Weinen findet.
Im Bukett eher zurückhaltende Noten von gelbem Steinobst und etwas Apfel, dicht durchwoben von kräutrigen und steinig-mineralischen Eindrücken.Im Mund knackig und frisch mit viel Saft und Kraft – vor allem aber eine kristalline Mineralität, die in Verbindung mit dem frischen, an Zitruszesten erinnernden Säurenerv noch lange nachhallt. Kompakt, dicht und mundfüllend – gleichzeitig leichtfüßig, strahlend und überaus animierend. So geht Rheingauer Gutsriesling!
Yook & Neser vom vinocentral-Team, Mai 2021
Verkostungsnotiz des Jahrgangs 2019:
Einer der „kleineren“ Kühn-Rieslinge – Begriffe wie „Basissegment“ erscheinen hier dennoch fehl am Platz. Dieser Ortswein aus den vom Devon-Schiefer geprägten Hallgartener Lagen bewegt sich bereits auf hohem Niveau und zeigt die spezifische Charakteristik der Kühn-Weine: so modern, puristisch, ungeschminkt, strukturbetont und trotzdem elegant, wie man das im Rheingau leider nur selten findet. Nach sorgsamer Handlese der biodynamisch erzeugten Trauben und sanfter Pressung wurde der Most spontanvergoren, je zur Hälfte im großen Holzfass und im Stahltank ausgebaut und nach mehrmonatigem Hefelager ohne Schönung gefüllt.
Im Bukett dezente Noten von gelbem Apfel und reifem Steinobst, weißen Blüten sowie kräutrigen und tabakigen Anklängen. Am Gaumen sehr klar und geradlinig, aber auch stoffig; ohne schmeckbare Süße, dafür mit angenehm herb-würzigem Zug, einer feinen, mittlerweile reif wirkenden, zitrusartigen Säure und einem leicht salzigen, ausgeprägt mineralischen Finish.
Das Ganze hat viel Spannung, wirkt dabei dennoch überaus harmonisch und in sich ruhend – gerade auch durch die gewisse erste Flaschenreife, von der die unmanipulierten Weine der Kühns eigentlich immer profitieren. Wie gesagt, alles andere als ein „kleinerer“ Wein – und auch schon in dieser Preisklasse Rheingau vom Feinsten!
Yook & Neser vom vinocentral-Team, Februar 2022
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Weingut P.J.Kühn Riesling Hallgartener Hendelberg Erste Lage Bio 2017
In der ansonsten eher sanften Hügellandschaft des mittleren Rheingaus ist der Hendelberg, der sich nordöstlich von Hallgarten bis auf 300 Meter über NN hoch an den Taunus erstreckt, mit bis zu 44 % Hangneigung eine der wenigen echten Steillagen. Der Boden ist von verwitterndem Phyllitschiefer geprägt und die Riesling-Rebstöcke der Kühns hier sind bis zu 46 Jahre alt. Beste Voraussetzungen für einen charaktervollen Wein und die setzt Familie Kühn auch eigentlich Jahr für Jahr herausragend um – so auch 2017. Wie mittlerweile bei allen Kühn-Rieslingen durfte der Wein ein einjähriges Hefelager genießen. Oft ist der Hendelberg in seiner Jugend eher etwas verschlossen. Mit etwas Luft zeigt er sich hier jedoch bereits enorm zugänglich und öffnet sich zusehends im Glas. Kräuter, ein Hauch weiße Blüten und Kamillentee, reife gelbe Frucht mit apfeligen, aber auch zitrusartigen Anklängen und erdig-mineralischen Noten. Am Gaumen dicht und tiefgründig mit feinem Gerbstoffgerüst – und zugleich leichtfüßig und klar. Die puristische aber durchaus saftige Frucht und die ausgeprägt mineralische Würze verbinden sich im Abgang mit einer präsenten, aber runden Säure zu einem langen und lebendigen Finish am Gaumen. Der Wein nähert sich so langsam seiner Reife, zeigt dabei aber noch keine Spur von Alterung. In seiner Klasse ist das ganz großes Riesling-Kino – und übrigens ein hervorragender, extrem vielseitiger und robuster Speisebegleiter.
Yook & Neser vom vinocentral-Team, Mai 2021
Verkostungsnotiz des Jahrgangs 2019:
Die Weine der Kühns sind überaus lebendig und durchlaufen unterschiedliche Phasen. Der Klosterberg beispielsweise wirkt in seiner Jugend oft schon sehr zugänglich, verschließt sich aber dann wieder, um mit der beginnenden Reife erst so richtig aufzublühen. Doch auch dabei gibt es Phasen, in denen er sich offener oder etwas zurückhaltender präsentiert. Im Zweifelsfall sollte man ihm zunächst mal etwas Luft gönnen – dann legt er los. Primärfrucht spielt in seinem komplexen und tiefgründigen Bukett eigentlich gar keine Rolle. Stattdessen: Dörrobst, Honig, Kamille, Erde und Stein, getrocknete Kräuter und feinster Oolongtee aus Taiwan, der mit seiner Halbfermentierung frische und oxidative Noten verbindet. Am Gaumen präsentiert sich der Wein ebenso vielschichtig wie aromatisch schwer zu fassen. Die runde, überaus harmonische Säure erscheint sehr agil. Das Ganze wirkt dicht, aber auch klar strukturiert mit langem mineralischem Finish. Durch und durch ein Kühn eben – sprich: Rheingau-Riesling, wie man ihn wohl nur hier findet – und ein echtes Weinerlebnis.
Yook vom vinocentral-Team, September 2020
Verkostungsnotiz des Jahrgangs 2016:
Entgegen den Gesetzen des Marktes – und der seltsamen Vorliebe vieler Konsumenten, Weine wegzuzischen, bevor sie auch nur die Pubertät durchlaufen haben – lassen Kühns ihren Rieslingen wirklich Zeit, ehe sie überhaupt auf den Markt kommen. Bei den Großen Gewächsen rund zwei Jahre, wovon die meisten zunächst auf der Voll- und dann auf der Feinhefe reifen, ehe sie sich noch für einige Zeit auf der Flasche ausruhen dürfen. Das Ergebnis ist in diesem Fall ein vielschichtiger, aromatisch komplexer und tief in sich ruhender Riesling von Weltklasse, dem Fine-Wine-Päpstin Jancis Robinson herself bereits stolze 19 von 20 Punkten attestierte.
Der Doosberg erstreckt sich auf der Ostseite der Gemeinde Oestrich vom Rheinufer bis hoch auf 150 Meter über NN. Der Boden ist von tiefgründigem, carbonathaltigen Löss-Lehm über Quarzitgestein geprägt – die Rieslingreben hier bis zu 42 Jahre alt. In der Nase zeigt sich der Wein zunächst noch etwas zurückhaltend, mit ausreichender Belüftung entfalten sich Blüten und andere pflanzliche Noten, Dörrobst, Apfelchips, etwas Quitte und halbfermentierter Tee mit einem leicht süßlichen Kokos-Touch.
Am Gaumen sehr rund, mit einem schmelzigen, seidig-kühlen Mundgefühl und butterweichen Tanninen. Hier zeigt der Wein mehr und mehr seine Finesse und zugleich seine unterschwellige Kraft und Tiefe. Reife, warme Frucht mit Anklängen von Zitruszesten, ein frischer, vitaler Säurenerv und eine pikant-würzige Mineralität – mit epischer Länge am Gaumen. Ein Riesling, der scheinbare Gegensätze wunderbar in sich vereint: Er vibriert vor Spannung und ruht zugleich in sich selbst. Hell und strahlend – gleichzeitig tiefgründig und erdverbunden. Ein Terroir-Wein par excellence – dabei vollkommen anders als alle andern – und einfach nur groß!
Yook vom vinocentral-Team, April 2020
Wein‑Plus Bewertung: Hervorragend (92 WP)Fester, gelb-gewürziger, vegetabiler und leicht wachsiger Duft nach reifen gelben Früchten mit zart pilzigen und floralen Noten sowie erdiger Mineralik. Reife, etwas warme, süßliche Frucht mit hefigen Noten, viel gelber Würze, salziger Mineralik und Kräutern, feine, lebendige Säure, viel reifes, feinsandiges Tannin, nachhaltig, konzentriert und tief, etwas buttrig, noch sehr jung, vielschichtig, sehr guter Abgang.
Wein-Plus, 16. Oktober 2018
Neu eingetroffen. Aktuelle Beschreibung folgt. Verkostungsnotiz des Jahrgangs 2016:
Entgegen den Gesetzen des Marktes – und der seltsamen Vorliebe vieler Konsumenten, Weine wegzuzischen, bevor sie auch nur die Pubertät durchlaufen haben – lassen Kühns ihren Rieslingen wirklich Zeit, ehe sie überhaupt auf den Markt kommen. Bei den Großen Gewächsen rund zwei Jahre, wovon die meisten zunächst auf der Voll- und dann auf der Feinhefe reifen, ehe sie sich noch für einige Zeit auf der Flasche ausruhen dürfen. Das Ergebnis ist in diesem Fall ein vielschichtiger, aromatisch komplexer und tief in sich ruhender Riesling von Weltklasse, dem Fine-Wine-Päpstin Jancis Robinson herself bereits stolze 19 von 20 Punkten attestierte.
Der Doosberg erstreckt sich auf der Ostseite der Gemeinde Oestrich vom Rheinufer bis hoch auf 150 Meter über NN. Der Boden ist von tiefgründigem, carbonathaltigen Löss-Lehm über Quarzitgestein geprägt – die Rieslingreben hier bis zu 42 Jahre alt. In der Nase zeigt sich der Wein zunächst noch etwas zurückhaltend, mit ausreichender Belüftung entfalten sich Blüten und andere pflanzliche Noten, Dörrobst, Apfelchips, etwas Quitte und halbfermentierter Tee mit einem leicht süßlichen Kokos-Touch.
Am Gaumen sehr rund, mit einem schmelzigen, seidig-kühlen Mundgefühl und butterweichen Tanninen. Hier zeigt der Wein mehr und mehr seine Finesse und zugleich seine unterschwellige Kraft und Tiefe. Reife, warme Frucht mit Anklängen von Zitruszesten, ein frischer, vitaler Säurenerv und eine pikant-würzige Mineralität – mit epischer Länge am Gaumen. Ein Riesling, der scheinbare Gegensätze wunderbar in sich vereint: Er vibriert vor Spannung und ruht zugleich in sich selbst. Hell und strahlend – gleichzeitig tiefgründig und erdverbunden. Ein Terroir-Wein par excellence – dabei vollkommen anders als alle andern – und einfach nur groß!
Yook vom vinocentral-Team, April 2020
Für Beckersche Verhältnisse ist ein Wein aus 2018 derzeit natürlich noch ein absoluter Youngster. Es ist dennoch kein Kindsmord, ihn schon jetzt zu genießen – wie die Becker-Weine der letzten Jahre generell früher zugänglich sind.
Spontan vergoren und im großen Holzfass ausgebaut. Im Bukett gelber Apfel, Birne, etwas Grapefruit und Steinobst – wobei sich die Primärfrucht hier auf einem eher dezenten Level abspielt – durchwoben von einer dunklen, warmen Würze. Im Mund dicht, fast ein bisschen ölig mit schönem Körper. Beinahe hat man den Eindruck, dass etwas Süße im Spiel ist, aber die 1,3 g/l Restzucker lassen eher darauf schließen, dass hier das Extrakt ausschlaggebend ist. Überaus frische, aber perfekt eingebundene Säure, cremig, leicht salzige Mineralität mit langem Finish, bei dem der Wein elegant über den Gaumen tänzelt. Einfach delikat. Das bereitet schon jetzt wahnsinnig viel Freude, wird aber auch noch für etliche Jahre wunderbar reifen.
Yook vom vinocentral-Team, März 2020
In der Fachpresse werden trockene „Riesling-Kabis“ gerne immer wieder mal als die It-Pieces für den mondänen Wine-Aficionado hochgejazzt – in Wirklichkeit sind sie wohl eher eine aussterbende Art. Leider, muss man sagen. Vor allem im Hinblick auf so ein Prachtexemplar. 2013 war mit einem heißen Sommer und einem verregneten Herbst eines der Jahre, in denen sich bei den deutschen Winzer*innen die Spreu vom Weizen trennte. Dieser feine Kabinett ist dabei eindeutig auf der Gewinnerseite einzuordnen – und reift noch immer vorbildlich.
In der Nase mit Noten von Karamell, leicht jodig-süßlich wie Wakame-Algen in Dashi-Brühe, aber auch gelbfruchtige Anklänge und getrocknete Feigen. Im Mund mit seinen 11,5 % Alkohol sehr schlank, zartgliedrig und straight – typisch Kabinett eben – mit Zitruszesten und einer leicht herben Grapefruitnote. Kühl und klar wie ein Gebirgsbach. So geht Riesling-Kabinett – ganz bewusst leicht und dennoch stark im Ausdruck.
Yook vom vinocentral-Team, März 2020
Verkostungsnotiz des Jahrgangs 2017:
Früher war ein Kabinett-Wein immer restsüß – wenn nicht ausdrücklich „trocken“ dabeisteht, ist das nach wie vor so. Das führt regelmäßig zu Fehlgriffen im Weinregal – und restsüße Weine wissen die wenigsten Konsument*innen heute noch zu schätzen. Dabei haben solche Weine durchaus ihre Daseinsberechtigung, wenn der Zucker nicht einfach nur alles andere kaschiert und banale Fruchtnoten aufbläht. Die restsüßen Weine von J.B. Becker haben stets diese feine Zucker-Säure-Balance und genug Dichte und Struktur, um nicht ins Banale und Gefällige abzugleiten. Das ist die große Kunst daran.
Im Bukett präsentiert sich der Wein sehr traubig mit Aromen von gelbem Steinobst. Am Gaumen kommen feine Zitruszesten hinzu. Einerseits dicht, mineralisch und irgendwie kraftvoll, andererseits saftig, leichtfüßig und elegant – ein meisterhafter Spagat. Das macht solo große Freude, entfaltet jedoch vor allem im kulinarischen Kontext seinen unvergleichlichen Charme, wenn auf dem Teller ebenfalls Süße in Verbindung mit Schärfe von Chili oder Wasabi im Spiel ist.
Yook vom vinocentral-Team, März 2020
Der weingesetzliche Begriff „halbtrocken“ lässt „Weinkenner*innen“ normalerweise ganz unwillkürlich die Nase rümpfen, weshalb die meisten Winzer*innen lieber „feinherb“ auf die Flasche schreiben. Hier dürfen sie sich getrost wieder entrümpfen, denn es erwartet sie keineswegs eine der handelsüblichen Banalitäten im Glas. Obwohl Hajo Becker Anfang der 1970er-Jahre der erste Verfechter eines knochentrockenen Ausbaustils war, ist er auch ein großer Meister des Süße-Säurespiels im Riesling. Und das kann – wie hier – extrem reizvoll sein.
Noten von Apfel und gelb-grünem Steinobst im Bukett. Am Gaumen ungemein viel Saft, in dem Süße und Säure sich gegenseitig hochschaukeln. Dabei gewinnt der Restzucker nie so weit die Oberhand, dass das Ganze tatsächlich ins Plump-Süßliche abgleitet.Trotz seiner 15,2 g/l Zucker präsentiert sich der Wein schlank und rank, "crisp", sehr feinwürzig und elegant mineralisch. So lange es auf der Terrasse noch zu kühl ist, geht das auch gut in der Badewanne …
Yook vom vinocentral-Team, März 2020