Verkostungsnotiz des Jahrgangs 2022:
Sommer, Sonne, Gardasee … und dazu gehört für deutsche Tourist*innen wohl unweigerlich auch ein Glas Lugana. Nichts gegen solche Urlaubsflirts. Doch irgendwann wurde daraus offenbar die ganz große Liebe und das von Natur aus eher neutrale Weinchen avancierte zum Inbegriff der deutschen Auffassung von Dolce Vita. Dabei muss man leider sagen, dass die meisten dieser Weine ganz objektiv betrachtet eher minderwertig sind. Ja, es hat uns Jahre gekostet, Lugana zu finden, die man sich als Weinhandlung mit Qualitätsanspruch guten Gewissens ins Regal stellen mag. Einer der strahlenden Lichtblicke in diesem Dilemma ist der Montunal von Montonale.
Die Weißwein-DOC Lugana liegt am südlichen Ufer des Gardasees – teils in der Lombardei, teils in Venetien. Laut Produktionsreglement muss der Wein zu mindestens 90 % aus Verdicchio Bianco aka Trebbiano di Lugana bestehen, der im regionalen Dialekt auch Turbiana genannt wird. Im Fall des Montunal sind es 100 %. Die Reben der Familie Girelli stehen hier auf kieselreichen Kalk-Lehmböden in den Hügeln von Desenzano del Garda, genauer in der kleinen Gemeinde Montonale – im regionalen Dialekt: Montunal –, die dem Weingut wie auch diesem Basiswein ihren Namen gibt. Selektive Handlese, sanfte Pressung der gekühlten Ganztrauben unter Sauerstoffausschluss, Mostklärung durch natürliche Sedimentation, Vergärung und sechsmonatiges Feinhefelager im Edelstahl.
Im Bukett finden sich hellgelbes Steinobst und Zitruszesten mit kräutrigen und floralen Anklängen. Am Gaumen ist der Montunal saftig, frisch und fein ausbalanciert – mit einer harmonischen, recht milden Säure, filigraner Mineralität und angenehmer Würze.
Ein schöner Wein für ein leichtes Sommeressen wie Süßwasserfisch mit frischen Salaten und natürlich ein stilechter Begleiter für einen frühabendlichen Aperitivo mit kleinen Snacks, wie man ihn von Mailand bis Venedig zelebriert. Dabei holt der Wein bedingungslos Lugana-Verliebte genauso ab wie auch etwas kritischere Gaumen.
Yook & Neser vom vinocentral-Team, September 2023
Chiaretto, dieser typisch roséfarbene Gardasee-Klassiker, hat nicht gerade den Ruf, die anspruchsvollsten Gaumen zu begeistern. Oft zu blumig, zu lieblich, zu beliebig. Doch beim Rosa di Notte 2023 vom Weingut Montonale ist alles anders – hier trifft Frucht auf Frische, Struktur auf Stil. Ausgeprägte süßliche Frucht im Mund, jedoch ohne penetrante Zuckrigkeit. Viel Frische, eine leichte, aber solide Struktur mit feiner Würze. Kurz: Auch für den etwas anspruchsvolleren Gaumen ein wunderbarer, unbeschwerter Aperitivo, der vielleicht den eigenen Ausblick auf einen Lebensabend am Lago di Garda in ein durchaus versöhnliches Licht taucht …
Yook vom vinocentral-Team, Mai 2024
Orestilla, einst ließ sich eine reiche Römerin auf diesem Hügel begraben, als man im 17. Jahrhundert dort ihren Sarkophag fand, gab man dem Terrain ihren Namen. Von edler Herkunft sind nun auch die Weine aus diesem Weinberg mit exzellenter Südausrichtung und einem mineralreichen Lehm-Kalk-Boden. Die konstante Belüftung der Turbiana-Trauben sorgt zudem für eine optimale Reife.Nach Handlese, einer sanften Pressung unter Ausschluss der Luft, bleibt der Montunal Orestilla Lugana 2021 von Montunale für acht Monate auf der Feinhefe und reift für weitere zehn Monate in der Flasche. Das Resultat ist einer der elegantesten Lugana, die ich je verkosten durfte.
Er hat einen feinen Duft von süßen Zitrusfrüchten und weißem Pfirsich, gepaart mit der herben Note von Ananas und Grapefruit. Frische mediterrane Kräuter wie Salbei, Zitronenthymian und etwas Eukalyptus bilden ein balsamisches Bouquet garni. Der Mund wird gefüllt von einer immensen Saftigkeit, einer frischen Säure und einer belebenden Mineralität. Ein Lugana zum „Niederknien“, aber nicht zum Sterben schön.
Robert Frey vom vinocentral-Team, April 2025