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Domaine Ratte Arbois Naturé Bio 2022
Hinter dem Namen Naturé verbirgt sich kein Naturwein im engeren Sinn, wie man annehmen könnte. Vielmehr handelt es sich bei dem Begriff Naturé um ein altes Synonym für die im Jura typische Rebsorte Savagnin, die übrigens mit dem Weißen Traminer identisch ist, der früher beispielsweise auch in Deutschland und Österreich sehr präsent war. Die eher ertragsschwache und nicht ganz pflegeleichte Sorte ist heute weitgehend verschwunden und spielt fast nur noch im Jura eine nennenswerte Rolle – nach dem Chardonnay dort sogar die zweitwichtigste unter den weißen Rebsorten. Sie bringt im Allgemeinen recht alkoholstarke, kraftvolle Weine hervor, die durchaus an den verwandten Gewürztraminer erinnern, aromatisch allerdings etwas weniger vordergründig sind. Die Trauben für diesen Wein von der Domaine Ratte stammen von sehr kalkhaltigen blauen und grauen Mergelböden in der Jura-Gemeinde Arbois. Die Trauben wurden von Familie Ratte mit hoher Reife selektiv von Hand gelesen, anschließend sehr schonend gepresst und spontanvergoren. Ausbau im großen Holzfass. Keine Schönung oder Filtration und lediglich zur Füllung geschwefelt. Die Bezeichnung ouillé – zu Deutsch aufgefüllt – bezieht sich auf den Ausbaustil, der hier im Gegensatz zum sehr juratypischen oxidativen Ausbau steht. Dazu muss man wissen, dass es beim Ausbau im Holzfass durch Verdunstung zu einem gewissen Schwund im Fass kommt. Wird dieser nicht regelmäßig aufgefüllt, sorgt die Luft im Fass für eine beschleunigte Oxidation des Weins. Bei den Ouillé-Weinen wird dies verhindert und man spricht im Jura dann auch gerne von einem „fruchtig-frischen“ Wein. Mit der deutschen Weinkultur im Hinterkopf ist diese Ausdrucksweise jedoch mit großer Vorsicht zu genießen, den wirklich fruchtig sind auch diese Weine im Jura eigentlich nie, nur eben weniger oxidativ. Im kraftvollen und dunkelwürzigen Bukett finden wir hier leicht rauchige Noten von reifer gelber Birne und Birnenbrand, dazu weiße Blüten, etwas Bienenwachs und viel steinig-kalkige Würze. Im Mund ist der Naturé Ouillé von Domaine Ratte mit seinen 13,5 Vol.-% Alkohol auch alles andere als ein Leichtgewicht: Dicht strukturiert und kraftvoll fließt er über den Gaumen und breitet sich im Rachen mit nussiger Würze mächtig aus. Doch werden die Muskelspiele hier auch von frischen Aspekten austariert, die dem Wein seinen besonderen Reiz verleihen: Im Nachhall zeigen sich Aromen von Cedro-Zitrone – inklusive deren typischer Bitternote, salzige Mineralität und eine sehr harmonische und reife Säure. Ein eindrucksvoller und sehr eigenständiger Wein, den man zu Tisch am besten auf fetten Räucherfisch, ein würziges indisches Korma oder auch getrüffeltes Perlhuhn loslässt. Und natürlich macht man hier auch mit einem reifen Comté nichts falsch. Da entwickelt der mächtige Wonneproppen wohlige Heimatgefühle.   Yook & Neser vom vinocentral-Team, März 2024

Inhalt: 0.75 Liter (55,87 €* / 1 Liter)

41,90 €*
Domaine Ratte Trousseau Les Corvées Bio 2023
Les Corvées lässt sich mit Fronarbeit übersetzen. Dahinter verbirgt sich eine der absoluten Spitzenlagen in der Jura-Gemeinde Arbois auf rund 350 Metern Höhe. Ihre Parzelle dort hat Familie Ratte mit der alten und beinahe vergessenen Trousseau-Varietät Trousseau à la Dame bestockt, die wohl aufgrund ihrer geringen Erträge heute nur noch selten zu finden ist. Diese Ertragsschwäche wurde hier jedoch absichtlich gewählt, damit sich die ganze Kraft dieses besonderen Terroirs in wenigen, dafür umso aromatischeren Trauben konzentriert. Die Trauben wurden streng selektiv von Hand gelesen. Die spontane Gärung startete zunächst in einer Macération carbonique, also in den intakten Trauben unter Sauerstoffausschluss, und wurde dann im schonend abgepressten Most vollendet. Zur Abrundung der Tanninstruktur reifte ein Teil des Weins in neuen Holzfässern, wobei der Holzeinfluss sich geschmacklich sehr im Hintergrund hält. Es wurde unfiltriert gefüllt und nur leicht geschwefelt.  Im Glas zeigt sich der Les Corvées mit einem transparenten Granatrot. Warmes, sattes und würziges Bukett mit dunkelroten Walderdbeeren, Amarena-Kirschen, Holunderbeeren – und einem dezenten Hauch von Rumtopf.  Im Mund präsentiert sich der Wein mit üppiger Frucht und seidiger Kühle. Würzig, dicht, zugleich aber auch leichtfüßig und unbeschwert fließt er über den Gaumen und verabschiedet sich im langen Finish mit einer runden und milden Säure über einer seidig-weichen Tanninstruktur.  Ein Wein, der in ganz eigenständiger Weise Kraft, Frucht und Finesse vereint, dabei aber durchaus auch mineralische Kante zeigt. Der wunderbare Gaumenschmeichler präsentiert sich bereits sehr zugänglich, hat aber auch ein hohes Reifepotenzial. Yook & Neser vom vinocentral-Team, September 2024

Inhalt: 0.75 Liter (55,87 €* / 1 Liter)

41,90 €*

Zaubertrank der Widerspenstigen

Das Jura im äußersten Osten Frankreichs, direkt an der Grenze zur Schweiz, entspricht in der französischen Weinkultur dem berühmten gallischen Dorf der Asterix-Comics. Nur waren es nicht die Römer, die abgewehrt wurden – die haben hier schon vor Beginn unserer Zeitrechnung Weinbau betrieben. Vielmehr biss sich die weinbauliche und önologische Moderne am Jura gewissermaßen die Zähne aus. Seit dem Mittelalter genossen die Weine großes überregionales Ansehen und im 19. Jahrhundert standen rund 20.000 Hektar im Ertrag. Dann kam die Reblaus. Es verschwanden rund 90 % der Rebflächen auf Nimmerwiedersehen – und bald darauf auch das allgemeine Interesse an der gesamten Weinregion. Die hielt dennoch eisern an den traditionellen Praktiken und dem extrem oxidativen Ausbaustil fest und konsumierte zunehmend selbst, was sie hervorbrachte. Und während in der übrigen Weinwelt Ende der 1960er-Jahre die önologische Revolution so richtig Fahrt aufnahm, ging der Fortschritt im Jura in die exakt entgegengesetzte Richtung: Die Region gilt seit den 1970ern als die Wiege der „vins naturels“ und ihre eigenwilligen, vollkommen aus der Zeit gefallenen Weine haben unter Kennern heute quasi Zaubertrankstatus. Zu Recht!

Domaine Ratte, Arbois – Junge Domaine mit alten Wurzeln

Auch in Sachen Bioweinbau ist das Jura schon lange ein Vorbild. Rund die Hälfte der Betriebe ist heute zertifiziert – so auch die Domaine Ratte des Ehepaars Michel-Henri und Françoise in Arbois. Weinbau hat die Familie schon seit Generationen betrieben, allerdings als reine Traubenproduzenten. Erst 2015 wagten Michel-Henri und Françoise Ratte den Schritt, ihre Weine selbst auszubauen und unter eigenem Namen abzufüllen. Im Zuge des regelrechten Jura-Hypes rund um den Globus, der die nach wie vor kleinen Weinmengen seit einigen Jahren regelrecht verschlingt, war die Zeit wohl mehr als reif dafür und Familie Ratte – heute ist Sohn Quentin ebenfalls mit an Bord – konnte sich binnen Kürze einen internationalen Ruf erarbeiten. Längst sind daher auch ihre Weine weltweit begehrte Mangelware.

Authentisch, aber zugänglich

Aus tiefer Überzeugung bewirtschaften die Rattes bereits seit 1989 ihre Reben nach den Prinzipien der Biodynamie. Heute verfügen sie über neun Hektar in den besten Terroirs von Arbois. Ihre Rebbestände sind zum Großteil zwischen 20 und 80 Jahre alt – eine kleine Savagnin-Parzelle, die noch von Françoise Rattes Urgroßvater angepflanzt wurde, bringt es auf stolze 100 Jahre. Dementsprechend handelt es sich bei den Reben um sehr ursprüngliche genetische Varietäten der althergebrachten autochthonen Sorten des Jura wie dem weißen Savagnin oder dem roten Trousseau. Sie werden zudem meistens durch massale Selektion nachgezogen anstatt durch neuere Klone ersetzt. 
Auch beim Ausbau im Keller wird allergrößter Wert auf Ursprünglichkeit und natürliche Prozesse gelegt – weitestgehend ohne önologische Eingriffe. Lediglich zur Füllung werden die Weine im konventionellen Maß mit Schwefel versetzt, wodurch sie im Allgemeinen etwas zugänglicher und weniger wild ausfallen als richtige Naturweine – gerade die aus dem Jura. Das macht sie auch zum idealen Stoff für Menschen, die sich dieser sagenumwobenen und absolut nonkonformistischen Region zum ersten Mal nähern.