Franken, Württemberg oder doch Baden?
Das Taubertal zählt zu den ungewöhnlichsten Weinlandschaften Deutschlands. Auf etwas mehr als 1.000 Hektar verteilt es sich historisch gewachsen auf gleich drei Anbaugebiete. Muschelkalk bildet die Basis der Böden, durchzogen von Keuper, Buntsandstein und Quarzadern – eine geologische Vielfalt, die den Charakter der Weinberge entlang der Tauber prägt.
Reicholzheim, heute ein Stadtteil von Wertheim, wurde 1178 erstmals erwähnt und blickt auf eine Weintradition zurück, die vermutlich bis ins frühe Mittelalter reicht. Die Hänge des Reicholzheimer First gelten seit Jahrhunderten als zentrale Lage – und bilden das Herzstück des Weinguts der Brüder Florian und Philipp Ehrlenbach.
Vom Schicksalsschlag zur Neugründung
Die Familiengeschichte der Brüder hat einen ernsten Ursprung: Nach dem frühen Tod des Vaters, Metzger und Nebenerwerbswinzer, wurde der Großteil der damaligen 1,5 Hektar aufgegeben. Der Weinbau spielte zunächst kaum noch eine Rolle.
Erst viele Jahre später fanden die Brüder wieder Zugang dazu. 2017 gründeten sie das Weingut neu. Philipp verfolgte eine Ausbildung zum Industriemechaniker, während Florian immer stärker im Wein verankert war: Küferausbildung, Winzerlehre bei Horst Sauer in Escherndorf, ein prägendes Praktikum bei Manincor in Südtirol und schließlich die Arbeit im Weingut Rudolf Fürst, wo er bis heute als rechte Hand von Sebastian Fürst eine zentrale Rolle im Keller übernimmt.
2017 kündigten sie den Genossenschaftsvertrag. 2020 startete der Eigenbetrieb – zunächst unter dem Namen „Weingut Florian Ehrlenbach“, heute als gemeinsames Projekt „Florian & Philipp“. Der frostbedingte Totalausfall des Jahrgangs 2020 verzögerte den realen Start: Erst 2021/22 kamen die ersten Weine auf den Markt.
Trotz Nebenerwerb und Vollzeitjobs gelang ihnen 2024 der Durchbruch – viele sahen in ihnen die „Entdeckung des Jahres“. Seit 2022 stellen sie auf biologische Bewirtschaftung um, 2025 eröffneten sie einen kleinen Weinverkauf im Ortskern.
Das einzigartige Taubertal
Ihr Fokus gilt den Parzellen im Reicholzheimer First: Chardonnay, Spätburgunder und Schwarzriesling bilden die wichtigsten Rebsorten, ergänzt durch Müller-Thurgau, Silvaner sowie Weiß- und Grauburgunder.
Das Taubertal, oft als „badisch Sibirien“ bezeichnet, gilt als kühl, spätfrostgefährdet und klimatisch eigenständig. Vor allem der Schwarzriesling (international: Pinot Meunier) steht im Mittelpunkt ihrer Arbeit. Hier zeigen die Brüder eindrucksvoll, dass die Rebsorte trocken und still eine ebenso präzise wie strukturierte Alternative zum Spätburgunder sein kann.
Weinstil & Anspruch
Ziel der Brüder ist ein klarer, präziser Weinstil, bei dem Herkunft und Bodenstruktur unmittelbar spürbar bleiben. Erfahrungen aus ihren Lehr- und Praxisstationen, biodynamische Ansätze und eine sorgfältige Bewirtschaftung prägen ihre Arbeit.
Die kommenden Jahre werden zeigen, wohin sich das Weingut entwickeln wird – das Potenzial des Taubertals möchten Florian und Philipp jedenfalls sichtbar machen.