Verkostungsnotiz des Jahrgangs 2020:
Bevor der Schwefel als Konservierungsmittel entdeckte wurde, behalf man sich bei der Haltbarmachung von Wein bisweilen mit dem Zusatz von Baumharz. Die geschmackliche Veränderung war dabei durchaus kein unerwünschtes Nebenprodukt. So hat sich die uralte Praxis im Retsina über die Jahrhunderte erhalten. Doch leider werden heute zumeist minderwertige Weine mit dem Harz übertüncht. Und wer im deutschen Supermarkt zum Retsina greift, um seine Urlaubserinnerungen aufzufrischen, fühlt sich vielleicht eher an Opas Fichtennadelschampoo aus den 1970ern erinnert als an die Pinienhaine Kalkidikis. Dass es auch ganz anders geht, beweist Vassilis Papagiannakos – der Pionier des Qualitätsretsinas. In der Nase harmoniert der feine Duft des Harzes perfekt mit Noten von Birne, etwas Zitrus und exotischen Früchten. Am Gaumen entfaltet sich der Wein sehr saftig, frisch, leicht – und dennoch mit Substanz und einer feinen Mineralität. Eine dezente Bitternote im Abgang und die harmonische Säure runden das Ganze ab. Ein herrlicher Sommerwein und schöner Speisenbegleiter – Retsina at its best.
Yook & Neser vom vinocentral-Team, Juni 2021
Zu dem Jahrgang 2015:
Hier treten die „Tränen der Aleppo-Kiefer“ – so der griechische Name des Harzes – schon etwas mehr in den Vordergrund und verleihen dem Wein einen süßlichen Rosmarinduft. Neben Anklängen von Litschi und etwas Babypuder zeichnet sich sein Bukett vor allem durch erdige Noten aus. Am Gaumen angenehm herb und erfrischend. Ein wunderbarer Speisebegleiter.
Yook vom vinocentral-Team, August 2016