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Nicolas Joly Les Vieux Clos Savennières Bio 2023
Verkostungsnotiz des Jahrgangs 2019: Die eigenwilligen Gewächse von Altmeister und Biodynamie-Papst Joly sind ja eigentlich berühmt-berüchtigt dafür, sich erst mit vielen Stunden Luftkontakt der Trinkbarkeit zu nähern. Manche Jahrgänge ohnehin auch erst nach etlichen Jahren der Flaschenreife. Insofern hat uns sehr überrascht, wie zugänglich sich der 2019er bereits frisch geöffnet präsentierte. Zunächst dachten wir, dass es womöglich ein mäßigender Einfluss von Tochter Virginie sein könnte, die im Weingut zunehmend das Ruder übernimmt. Am Ende ist es aber wohl einfach dem Jahrgang geschuldet. Gerade für den Chenin Blanc an der Loire war 2019 ein außergewöhnlich gutes Jahr. Nichtsdestotrotz ist der Wein alles andere als handzahm. Es lohnt sich daher, ihn vor dem Genuss zu karaffieren – gerne auch über 24 Stunden – und dann seine weitere Entwicklung über Stunden oder auch Tage zu verfolgen. Das Thema Oxidation spielt hier jedenfalls auf fast schon magische Weise ganz und gar keine Rolle.   Durchschnittlich 30 Jahre alte Chenin-Blanc-Reben gedeihen in der von „alten Mauern“ (daher der Name) umfassten Parzelle auf dem gebietstypischen, mit Quarzit und Sand durchsetzten Schiefer. Wie immer bei Familie Joly wurden die Trauben in mehreren Durchgängen möglichst spät – also eigentlich überreif – von Hand gelesen, wobei der edelfaule Anteil in diesem Jahrgang mit weniger als 5 % gering ausfiel. Spontangärung in Holzfässern und Edelstahltanks – ohne önologische Eingriffe oder Zusätze. Acht Monate auf der Vollhefe in gebrauchten großen Holzfässern. Nach dem Abstich ganz leicht filtriert und schließlich zur Füllung geschwefelt. In Worte fassen lässt sich dieses Geschmackserlebnis nur schwer. Da sind nussige, rauchige und durchaus auch traubig-fruchtige Aromen, die sich über Stunden mehr in Richtung Birnenbrand, Dörrobst, getrockneter Kräuter und tiefgründiger erdiger Mineralität entwickeln.Am Gaumen dicht, fast viskos, phenolisch-würzig und pikant. Kraftvoll und zugleich leichtfüßig (bei 15 Vol.-%!), wobei das Ganze kurioserweise mit mehr Luft auch immer mehr Frische an den Tag legt. Ein Sumo-Ringer, der auf Spitzenschühchen am Gaumen Pirouetten dreht – und mit jedem Atemzug agiler wird … Die überaus progressiven Weine der Domaine Nicholas Joly sind in ihrer kompromisslosen Andersartigkeit so legendär wie umstritten. Niemand arbeitet bei trockenen Weinen mit so reifem Lesegut und sogar Botrytis. Auch fällt uns kaum jemand ein, der dem Jahrgang in so konsequenter Weise Tribut zollt und in schwierigen Jahren auch einfach schwierige Weine füllt. Überhaupt verfolgen nur sehr wenige Winzer*innen eine so radikale Idee von Wein und Terroir, die in keiner Weise den vermeintlichen Erwartungen der Konsument*innen entgegenkommt. Diese Idee verhält sich zum Gros der Weinwelt wie Wittgenstein zu Bergdoktor-Schmonzetten. Doch alle, die Wein nicht nur als süffiges Genussmittel, sondern als Ausdruck einer ernst zu nehmenden Kultur betrachten, sollten sich zumindest mal damit auseinandergesetzt haben. Und da bietet sich gerade der 2019er „Les Vieux Clos“ an – sowohl hinsichtlich des Preises als auch der Zugänglichkeit. Yook & Neser vom vinocentral-Team, Juli 2023 <iframe width="560" height="315" src="https://www.youtube.com/embed/NznCMlbRDMk" title="YouTube video player" frameborder="0" allow="accelerometer; autoplay; clipboard-write; encrypted-media; gyroscope; picture-in-picture" allowfullscreen></iframe>

Inhalt: 0.75 Liter (73,33 €* / 1 Liter)

55,00 €*
Nicolas Joly Coulée de Serrant Bio 2021
Verkostungsnotiz des Jahrgangs 2015: Dieser Wein ist das Flaggschiff der lebenden Winzerlegende Nicholas Joly und nicht minder berühmt-berüchtig und exzentrisch als sein biodynamischer Ziehvater. Auch wenn der Meister selbst heute kaum mit der Vin-naturel-Szene in Verbindung gebracht wird, weil er eisern am Schwefeln seiner Weine festhält, kann er doch als einer der Vorreiter dieser Bewegung gelten. Denn abgesehen vom Schwefel (bei Joly immer aus natürlichen vulkanischen Vorkommen und nicht als Nebenprodukt der Petrochemie) lässt er seinen Weinen absolut freien Lauf und begleitet sie auf ihrem Weg gewissermaßen antiautoritär. Die Chenin-Blanc-Trauben dürfen grundsätzlich voll ausreifen, was manchmal extrem hohe Alkoholgehalte und ausgeprägte Botrytis mit sich bringt. Auch vor offenkundigen Fehltönen schreckt Joly nicht zurück, wenn sie eben dem Lauf der Dinge entsprechen. Und so scheiden sich bei seinen Weine die Geister: Für die einen die Offenbarung schlechthin, für die anderen eine unverschämte Zumutung. Denn vor allem in ihrer Jugend sind die Weine oft schroff, grobkantig und vollkommen unnahbar, ja, nahezu gewalttätig. Ein gereifter Coulée de Serrant – und reifen können diese Weine über Jahrzehnte – ist jedoch in jedem Fall ein einzigartiges Erlebnis, denn viele Kinderkrankheiten wie Mufftöne und Ähnliches wachsen sich dabei aus. Diesbezüglich muss man allerdings feststellen, dass der vorliegende Jahrgang 2015 sich bereits erstaunlich zugänglich präsentiert, obwohl er sicherlich von seiner Reife noch weit entfernt ist. Die Lage „Clos de la Coulée de Serrant“ mit rund 7 Hektar ist im Alleinbesitz der Familie Joly und eine der sehr wenigen Monopollagen in Frankreich, die sogar über eine eigene AOC verfügen. Ursprünglich als Weinberg angelegt wurde die Lage bereits im Jahr 1130 – das macht 890 Jahrgänge in Folge. Seit 1980 bewirtschaftet Joly die Lage biodynamisch – ausschließlich von Hand oder mit dem Pferd. Die Chenin-Blanc-Reben hier sind im Durchschnitt rund 40 Jahre alt – die ältesten über 80. Die Erträge liegen bei gerade mal 20-25 Hektoliter pro Hektar. Die dünne Bodenschicht von lediglich 20 bis 40 Zentimeter Tiefe gründet auf rotem Schiefer.  Wir haben den Wein nur leicht gekühlt und über drei Tage verkostet: Tag 1: Frisch geöffnet wirkt der Wein zunächst erwartungsgemäß recht verschlossen und etwas diffus. Mit Luft entfalten sich Aromen von Honig, frischen Blüten, Leder, Rauch, feuchter Erde, grünen Walnüssen und Lakritz. Im Mund erscheint das Ganze irgendwie kühl, im Rachen spürt man jedoch deutlich die wärmende Wirkung der satten 14,5 % Alkohol, wobei der Wein keineswegs brandig schmeckt. Die Tannine wirken etwas kantig. Dicht und viskos fließt er über die Zunge. Über allem liegt eine eigenwillige dunkle Würze. Tag 2: Der Wein scheint schon im Bukett erstaunlicherweise an Frische gewonnen zu haben. Die Aromen wirken klarer, bereichert mit frischen Kamilleblüten, Quittengelee, gedörrter Birne und halbfermentiertem Tee. Die dunkle Würze ist noch immer vorhanden, fügt sich aber besser ins Gesamtbild. Die Botrytisnoten, wie man sie ansonsten vor allem von edelsüßen Weinen kennt, machen sich deutlich bemerkbar. Der Wein wirkt am Gaumen wesentlich offener und weist im Nachhall einen süßlichen Kern auf – gleichzeitig tritt die Säure klarer hervor, was den frischen Eindruck unterstreicht.  Tag 3: Der Wein hat sich merklich noch weiter geöffnet. Frisches Kokosfleisch und exotische Fruchtnoten erweitern das Aromenspektrum – aber auch etwas Karamell, Nussbutter und holzige Noten. Die Tannine wirken etwas sanfter und der wärmende Alkohol und die ausgeprägte dunkle Würze erinnern an mit viel Wasser verdünnten Cognac. Im Finish bleibt ein leicht ätherischer und auch adstringierender, ein wenig herber Eindruck.  Ob man diesen eigenwilligen Stil nun schätzt oder nicht, man wird auf jeden Fall zugeben müssen, dass dies offenbar ein ganz großer Wein ist. Dicht, salzig, vibrierend und ungemein expressiv. Ein Charakterkopf mit einer inneren Strahlkraft, der mit nichts in der Weinwelt vergleichbar erscheint. Hier wurde das viel beschworene Terroir und die Individualität im Wein kunstvoll auf die Spitze getrieben. Yook vom vinocentral-Team, August 2020

Inhalt: 0.75 Liter (132,00 €* / 1 Liter)

99,00 €*
Nicolas Joly Clos de la Bergerie Savennières Bio 2014
„Clos de la Bergerie“ gehört zur Appellation „Savennières Roche aux Moines“. Die Rebstöcke hier sind durchschnittlich 30 Jahre alt, manche wurden bereits 1920 gepflanzt. Der Wein steht entsprechend seiner Preisklasse sehr nachvollziehbar zwischen den anderen beiden Weinen von Nicholas Joly. Er ist weniger fordernd und anspruchsvoll als der „Coulée de Serrant“, jedoch auch deutlich komplexer und tiefgründiger als der „Les Vieux Clos“ – alles in allem aber natürlich ein echter Joly-Wein mit den bekannten Ecken und Kanten.  Auch für diesen Wein wurden die Trauben im extrem reifen Zustand gelesen, was vielleicht den eigenwilligen Charakter der Weine von Nicholas Joly grundsätzlich am stärksten prägt. Das Bukett ist ein markantes Aromen-Potpourri aus vollreifer Birne, Kamillentee, Tabak, trockener Erde und verschiedenen zitrischen Noten. Nach etlichen Stunden Luftkontakt pendelt sich jedoch alles in ein harmonisches Ganzes ein. Die reife, dichte und sehr warme Aromatik, die sich dann entfaltet, erinnert auch hier an edelsüße Weine, wobei wir uns natürlich ganz klar im trockenen Bereich bewegen. Die Fruchtaromen wirken eher gekocht oder gedörrt, wobei auch frische Nuancen wie Anklänge von Ingwer aufblitzen. Im Mund präsentiert sich der Wein einerseits dicht mit Muskeln bepackt, andererseits sehr behände und agil. Das Aromenspektrum wird zunehmend blumiger und frischer, wobei stets eine eher dunkle Würze als Grundakkord dominiert. Sehr spannungsvoll und vielschichtig. Mit „easy drinking“ hat das so viel zu tun wie ein Ingmar-Bergmann-Film mit dem TV-Nachmittagsprogramm für Kinder. Ein großer Wein, der einen für Stunden in seinen Bann schlagen kann, wenn man sich auf ihn einlässt. Yook vom vinocentral-Team, August 2020

Inhalt: 0.75 Liter (78,67 €* / 1 Liter)

59,00 €*

Die unbekannte Champagne

Die seit drei Generationen familiengeführte Domaine Jeaunaux-Robin liegt in der kleinen Gemeinde Talus-Saint-Prix im Westen der Coteaux du Morin beziehungsweise im Vallée du Petit Morin – rund 30 km südwestlich von Epernay und 15 km nördlich von Sézanne. Hier ist von Glanz und Glorie der Champagne wenig zu spüren.
Die winzige Unterregion war lange so unbedeutend, dass sie gerne mit der Côte de Sézanne im Süden – ebenfalls ein Underdog – in einen Topf geworfen wurde. Obwohl sie sich durch die Beschaffenheit der Böden und die dominierende Rebsorte Pinot Meunier von ihr wie auch von der berühmten Côte des Blancs im Norden deutlich abgrenzt.
Letzterer, einer reinen Chardonnay-Region, wird sie heute jedoch offiziell zugeordnet. Für den Meunier gibt es hier aber gute Gründe: Zum einen harmoniert die Rebsorte mit den tonhaltigen Böden, zum anderen ist sie relativ resistent gegen Spätfröste, die das Tal gerne heimsuchen.

Im Besitz der Familie Chiquet seit 1974

Seit 1974 ist das Weingut im Besitz der Familie Chiquet, die seinen Sitz wiederum nach Dizy verlagerte und damit näher an die eigentlichen Rebflächen. Jean Chiquet gilt als eine der treibenden Kräfte hinter dem Aufstieg der kleinen familiengeführten Champagner-Häuser.
1988 übernahmen dann seine Söhne Laurent und Jean-Hervé das Ruder und führten den Namen Jacquesson in die Gruppe der weltweit anerkannten Spitzenerzeuger. Die beiden gehören mit zu den Begründern des Trends der Winzerchampagner. Diese werden entgegen der bis heute vorherrschenden Praxis nur aus selbst bewirtschafteten Rebflächen erzeugt, was die Weine sehr viel individueller macht.

Terroir und Eigenständigkeit – Bioqualität in der Champagne

In Talus-Saint-Prix verfügt Jeaunaux-Robin heute über 4,5 Hektar – 60 % davon sind mit Pinot Meunier bestockt, 40 % mit Pinot Noir und nur 10 % mit Chardonnay. Die Ton-Kalkböden der nach Süden ausgerichteten Hänge oberhalb der Gemeinde unterscheiden sich vom Rest der Champagne durch ausgeprägte Vorkommen an Feuerstein – ein absolutes Unikum. Mittlerweile gehört aber auch 1 Hektar Rebfläche in der Côte des Bar zur Domaine.

Bereits 2005 hat Cyril Jeaunaux sämtliche chemisch-synthetischen Präparate aus dem Weinberg verbannt. Seit 2010 nutzt er teils biodynamische Methoden, 2015 folgte die komplette Umstellung auf diese Wirtschaftsweise und 2018 schließlich der erste offiziell biozertifizierte Jahrgang. Durch den hohen Anteil an roten Rebsorten sind die Champagner des Hauses eher von Frucht und Fülle geprägt, dabei jedoch stets mineralisch und präzise. Bereits die Basis-Cuvée ist für uns ein grundsolider und sehr eigenständiger Winzerchampagner par excellence, der teils deutlich teurere Marken-Cuvées wie auch etliche berühmtere Provenienzen ziemlich alt aussehen lässt.