Domaine Charles Joguet

Die Gemeindeappellation Chinon im Südwesten der Touraine zählt mit ihren charaktervollen Cabernet Francs zu den bekanntesten Rotweingebieten der Loire. In Deutschland sind die Chinons – wie eigentlich fast alle Loire-Weine – noch immer eine reine Randgruppenveranstaltung, aber eine, die es unbedingt zu entdecken gilt. Ein gebietstypischer, wenn auch stilistisch eigenständiger Cabernet Franc. Die Reben des Weinguts Charles Joguet stehen in verschiedenen Lagen am linken Ufer der Vienne, die hier als Nebenfluss in die Loire mündet. Alle Parzellen für seinen Les Petites Roches rouge verfügen über eine sehr ähnliche Bodenbeschaffenheit, die vor allem von Kalk, Kies und Ton geprägt ist und so die typischen Bodenprofile der Appellation abbildet. Selektive Handlese, Spontangärung mit zweiwöchiger Maischestandzeit. Im Anschluss wurde der Wein zum größten Teil in Betontanks, der kleine Rest im großen Holzfass ausgebaut. Leicht transparentes Rubinrot im Glas. Im intensiven Bukett finden sich neben den typischen Paprikanoten Aromen von Sauerkirsche und dunkelroten Beerenfrüchten, aber auch pfeffrige und dezent jodige Anklänge. Saftig und frisch fließt der Wein über den Gaumen. Seine üppige Frucht wird von einem feinen, reifen Säurenerv und noch etwas jugendlichen Tanninen unterstrichen. Leichtfüßig und unbeschwert, mit immerhin 13,5 Vol.-% Alkohol, aber durchaus auch kraftvoll. Yook & Neser vom vinocentral-Team, April 2023

Die Weinbergslage „Les Charmes“ befindet sich auf einer Anhöhe am linken Ufer der Vienne. Nach Norden ausgerichtetes Ton-Kalk-Terroir. Die Cabernet-Franc-Reben hier sind rund 35 Jahre alt. Selektive Handlese. Zunächst durchlief die Maische eine sogenannte kühle Vorvergärung für fünf Tage im Edelstahl. Für weitere 15 Tage vergor der Wein dann in Holzbottichen auf der Maische bei bis zu 26 °C. Der sogenannte Vorlaufwein, der ohne Druck abläuft, und die anschließend abgepressten Weine wurden zunächst separiert. Anschließend wurden die Partien in einem günstigen Verhältnis assembliert und für acht Monate im Holz ausgebaut, wo der Charles Joguet Les Charmes Chinon auch die malolaktische Gärung durchlief. Sattes, leicht transparentes Granatrot. Im Bukett rote Beerenfrüchte, erdige und kräutrige Noten, etwas rostiges Eisen und die rebsortentypische rote Paprika. Dezente Anklänge vom Holz. Im Mund schlank, kühl und filigran. Seidige, noch leicht adstringierende Tannine, ein feingliedriger, frischer Säurenerv und subtile Kraft. Nichts weist bei diesem ungeschminkten und durchaus etwas wilden Wein von Charles Joguet drauf hin, dass er bereits gute sieben Jahre in der Flasche reifen durfte. Seine eigentlichen Qualitäten zeigt der fast jugendlich anmutende Tropfen vor allem im Speisenkontext: Bei gegrilltem Lammkarree, begleitet von einer roten Paprikacreme und gedünstetem Spinat mit jungem Knoblauch, eingelegten Berberitzen und gerösteten Pinienkernen präsentiert sich der Les Charmes Chinon von seiner besten Seite. Yook & Neser vom vinocentral-Team, April 2023

Die Weinbergslage Clos de la Dioterie wurde bereits im Mittelalter urkundlich erwähnt und zählt zu den berühmtesten Lagen der geschichtsträchtigen Region. Nicht auszuschließen, dass ein Wein von hier kredenzt wurde, als sich Jeanne d’Arc und Karl VII. im 15. Jahrhundert auf der Burg von Chinon erstmals begegneten. Die Lage befindet sich in unmittelbarer Nachbarschaft der Domaine Charles Joguet und ist heute in deren alleinigem Besitz. Lehmiger Oberboden, in der Tiefe, in der die bis zu 100 Jahre alten Cabernet-Franc-Reben wurzeln, von Glimmer und Kalk durchsetzt. Selektive Handlese der geringen, dafür hoch konzentrierten Erträge. Kühle Vorvergärung für rund zehn Tage und Fortsetzung der Gärung über vier Wochen auf der Maische. Vorlauf- und Pressweine wurden zunächst separiert und anschließend im optimalen Verhältnis wieder zusammengeführt. Der 15-monatige Ausbau und die malolaktische Gärung erfolgten in Fässern aus französischer Eiche mit 20 % Neuholz. Ein weiteres halbes Jahr lag der Wein vor der Füllung im Edelstahl. Das Holz ist deutlich im Bukett wahrzunehmen und untermalt die dichten Aromen von dunklen Beerenfrüchten und roter Paprika mit floralen Anklängen und einer balsamischen dunklen Würze. Dicht und kraftvoll, aber keinesfalls schwer entfaltet sich die üppige Frucht am Gaumen mit einer runden, dennoch frischen Säureader im Gepäck. Die Tannine wirken noch etwas unentwickelt. Daher sollte der Wein noch etwas reifen oder zumindest ausgiebig belüftet werden. Einer der ganz großen Chinons, der seine 13,5 Vol.-% Alkohol hinter all der Dichte an Extrakt und Frucht spielend zu verstecken weiß. In seiner subtilen Expressivität, seiner ungewöhnlichen Verbindung aus Finesse und ungeschliffenem Naturell ein absolut eigenständiger und auch einzigartiger Wein mit enormem Reifepotenzial. Yook & Neser vom vinocentral-Team, April 2023