Taurasi in Kampanien war eine der ersten Regionen Süditaliens, die den DOCG-Status erlangten. Die rote Leitrebsorte ist hier Aglianico, die laut Vorschrift mindestens 85 % des Weines ausmachen muss, damit er sich Taurasi nennen darf. Bei Raffaele Guastaferros Primum Riserva sind es sogar 100 % – und die stammen von bis zu 200 Jahre alten Reben, die in einer sehr archaischen Erziehungsform wachsen. Mehrere Rebstöcke werden dabei gebündelt etwa vier Meter in die Höhe gezogen, von wo aus sie sich pergolaartig verzweigen. Dass diese uralte Anlage bis heute existiert, verdankt sie den vulkanischen Böden der Region, um die die Reblaus bis heute einen Bogen macht.
Raffaele keltert seinen Primum Riserva nur in besonders guten Jahren. Der Wein reift zwei Jahre in großen, alten Holzfässern und anschließend mindestens weitere zwei Jahre in der Flasche, um die kraftvollen Tannine des Aglianico zu zähmen. Doch selbst der Jahrgang 2011 zeigt nach rund zwölf Jahren Flaschenreife noch beachtlichen Biss und Energie.
Im üppigen, tiefgründigen Bukett finden sich Noten von Backpflaumen, vollreifen Brombeeren und Cassis, begleitet von Anklängen an Süßholz und erdige rote Bete. Am Gaumen präsentiert sich die Frucht dicht und konzentriert, mit kräftigem Körper und bemerkenswerter Frische, getragen von einem lebendigen Säurenerv. Die Tannine wirken zunächst fast seidig, greifen dann aber fest zu – und tragen den Wein in ein langes, anhaltendes Finale.
Ein großer, gereifter Taurasi mit eindrucksvoller Struktur und Tiefe, dem sicher noch viele vitale Jahre bevorstehen.
Yook & Neser vom vinocentral-Team, November 2025
Vermutlich hat die Rebsorte Falanghina ihren Ursprung im antiken Griechenland. Der Name kommt von einem speziellen Erziehungssystem der Reben – phalange – was so viel wie „Baumstamm“ oder Pfahl bedeutet. Bis heute hat die mit Falanghina bestockte Rebfläche drastisch abgenommen und liegt nur noch bei etwas mehr als 300 Hektar, die sich hauptsächlich auf Kampanien konzentrieren.
Via del Campo ist der Name eines einzelnen Weinbergs in Mirabella Eclano, einer Gemeinde in der Gebirgslandschaft Irpinia. Er ist von Ton und Kalkstein geprägt, was dem Wein eine komplexe, fein-mineralische Struktur verleiht. Etwa ein Drittel der Ernte wird in französischen Barriques ausgebaut, der Rest findet in Edelstahlgebinden Platz. Dort reift der Wein jeweils für acht Monate auf der Feinhefe, die in regelmäßigen Abständen aufgerührt wird, was auch als „Batonnage“ bezeichnet wird.
Ein tiefgründiger Wein, der gerade in der Jugend noch sehr von einer üppigen Frucht geprägt ist. Viel Birne und gelbes Steinobst in der Nase, aber bereits mit einer markanten Kräuternote und würzigen Anklängen von Kamille und Wiesenkräutern.
Am Gaumen dann aber sehr cremig, mit griffiger Struktur. Der leichten Opulenz wirken rauchige, steinige Akzente entgegen. Die Frucht ist hier zurückgenommen, zeigt aber eine herrliche Länge und Saftigkeit im Nachhall.Ein Wein, der sich bereits jetzt wunderbar genießen lässt und von zunehmender Flaschenreife noch weiter profitieren wird.
Sebastian Fehlinger vom vinocentral-Team, Februar 2024
„Exultet“ bezeichnet in der christlichen Liturgie das gesungene Lob zu Beginn der Osternacht. Doch warum bekommt ausgerechnet ein Wein von Quintodecimo diesen kirchlich geprägten Namen? In besagtem Gesang wird auch den Bienen ein Dank ausgesprochen. Diese Widmung spiegelt wider, dass dem nachhaltigen Arbeiten im Weinberg große Bedeutung zugesprochen wird und Biodiversität als Grundlage der Weinerzeugung angesehen wird.
Alle Trauben für den Exultet Fiano stammen aus einem einzigen Weinberg in Lapio, etwa 30 Autominuten von der Stadt Avellino, nach der auch die DOCG benannt ist, entfernt. Durch den Ausbau im Barrique (30%) und im Edelstahl (70%) wird die Rebsorte bei Quintodecimo äußerst raffiniert und komplex interpretiert.
Bereits die erste Nase überzeugt durch feinste Aromen von Akazie, Thymian und Zitrus. Dahinter werden eine dezente Exotik und eine Süße, die an Honig erinnert, spürbar. Fokussiert geht es am Gaumen weiter. Hier ist besonders die Ausgewogenheit zwischen kräftigem Körpers und einer feinen mineralischen Ader hervorzuheben. Bei moderater, aber animierender Säure zeigen sich herbe Noten von Grapefruit und Lorbeer, gepaart mit einer rauchigen Würze. Ein faszinierender Wein mit großem Reifepotenzial, der trotz seiner Feinheit eine immense Tiefe mit sich bringt und in einer ganz eigenen Liga spielt.
Sebastian Fehlinger vom vinocentral-Team, Februar 2024
Entgegen der weitläufigen Meinung handelt es sich streng genommen bei Greco di Tufo nicht direkt um die Rebsorte, sondern vielmehr um die geschützte Ursprungsbezeichnung (DOCG). Die trockenen Weißweine müssen mindestens aus 85 % aus Greco Bianco bestehen. Bei voller Reifeentwicklung bekommen die Trauben eine gold-gelbe Schale, die im Sonnenlicht rötlich zu schimmern vermag. Daher stammt auch der Name „Giallo d’Arles“, was wörtlich übersetzt „das Gelbe von Arles“ bedeutet und eine Hommage an Vincent van Goghs favorisierte Farbe während seines Aufenthalts im südfranzösischen Arles darstellt.
Im Weingut Quintodecimo wird viel Wert drauf gelegt, einen komplexen, vielschichtigen Greco di Tufo zu keltern. Die Trauben für den Giallo d’Arles stammen aus einem einzelnen Weinberg. Sie wurden schonend von Hand gelesen und dann zu 30% im kleinen Holzfass ausgebaut. Ganze acht Monate ruhte der Wein auf der Feinhefe, die regelmäßig aufgerührt wurde.
Die Frucht in der Nase wirkt gelb und süßlich, dabei aber sehr zart und präzise. Hier kommen vielmehr frische Kräuter und steinige Noten zum Tragen.
Am Gaumen präsentiert sich der Wein kraftvoll, dicht und konzentriert. Dezente Toastaromen und etwas Menthol machen sich bemerkbar. Dank der pointierten Säure und der kalkigen Mineralität wirkt das Gesamtbild trotz aller Fülle nicht überladen. Langer, druckvoller Nachhall. Ein großer Wein, der vielmehr durch Textur, Eleganz und Struktur überzeugt, als durch eine kitschige und überladene Frucht.
Sebastian Fehlinger vom vinocentral-Team, Februar 2024
Die Grande Cuvée Luigi Moio 2021 ist das Meisterstück von Quintodecimo – benannt nach dem Gründer Luigi Moio und geschaffen als Hommage zum 20-jährigen Bestehen des Weinguts. Sie vereint die drei großen weißen Rebsorten Kampaniens: Fiano, Greco di Tufo und Falanghina – jede mit ihrem eigenen Charakter, gemeinsam in vollendeter Harmonie. Die Vinifikation erfolgt ähnlich wie bei den reinsortigen Weinen des Hauses: Ein Teil des Weins reift im Holz, um Struktur, Tiefe und Textur zu gewinnen, der andere Teil wird im Edelstahl ausgebaut, um aromatische Präzision und Frische zu bewahren.
Im Glas zeigt sich die Grande Cuvée mit einem vielschichtigen, dennoch zurückhaltenden Bukett: zarte Noten von Mango und reifem Golden Delicious treffen auf feine Aromen von gerösteten Mandeln, weißen Blüten und einem Hauch exotischer Würze. Am Gaumen kraftvoll und zugleich seidig, getragen von beeindruckender Balance, salziger Mineralität und belebender Frische. Der dezent eingesetzte Holzausbau bleibt stets im Hintergrund und verleiht Tiefe, ohne den Wein schwer wirken zu lassen. Der Nachhall ist lang, ruhig und nachhaltig – ein Ausdruck innerer Balance und großer Weinmacherkunst.
Diese Cuvée ist weit mehr als die Summe ihrer Teile – ein stilles Statement und einer der elegantesten Weißweine Süditaliens.
Sebastian Fehlinger vom vinocentral-Team, Juni 2025
Hinter dem Namen Terra d’Eclano verbirgt sich eine Lagen-Cuvée aus fünf verschiedenen Weinbergen, die alle zu 100 Prozent mit Aglianico bepflanzt sind. Damit spiegelt der Rotwein bestens das typische Terroir von Ton- und Vulkangestein der Gemeinde Eclano wider. In der Hierarchie von Quintodecimo stellt dieser Wein als kleiner Bruder des DOCG Taurasi den „Einstieg“ ins Rotweinsegment dar, wobei bereits hier eine herausragende Qualität geboten wird.
Die sehr kleinen Erträge werden selbstverständlich per Hand geerntet. Damit die Trauben unverletzt bleiben, wird ausschließlich in kleine Kisten gelesen. Nach der Gärung auf der Maische kommen 30 Prozent des Weins in neue Eichenfässer, der restliche Teil findet in bereits gebrauchten Gebinden Platz.
In der Nase zeigt sich die sortentypisch eher dunkle Frucht, die aber auch frische, helle Akzente mit sich bringt. Eine betörende Note von Lakritz und frisch gemahlenem Kaffe untermalt bestens die eher kräftige Aromatik.
Die Rebsorte Aglianico bringt immer eine ordentliche Portion Tannin mit, die häufig erst mit einigen Jahren Flaschenreife vollends integriert sind. Das ist auch hier der Fall, wobei gerade am Gaumen die Balance aus üppigem Körper, den erdig-würzigen Noten und einer durchaus präzisen Säure bereits in der Jugend gegeben ist. Sicherlich sind die Gerbstoffe im Nachhall noch etwas belegend, zeigen sich dabei aber sehr geschliffen und feinkörnig. Mit viel Luft (Dekantieren oder am bereits am Vortag öffnen, empfiehlt sich hier) bereitet aber besonders dieses Spiel aus Körper, Tannin und Frucht großes Trinkvergnügen.
Sebastian Fehlinger vom vinocentral-Team, Mai 2024