Auch jenseits der Champagne findet man in Frankreich große Schaumweinkunst wie zum Beispiel im Elsass, wo die Domaine Muré zu den großen Traditionsbetrieben zählt. Dieser elegante Crémant wurde nach dem Solera-Verfahren hergestellt, vereint also Grundweine aus unterschiedlichen Jahrgängen in sich, die mindestens 18 Monate auf der Feinhefe gelagert wurden. Mindestens weitere 18 Monate lagerte die Flasche, bevor sie degorgiert wurde. Vielschichtiges, aber dezentes Bukett von Apfel- und Zitrusnoten sowie etwas gelbem Steinobst mit einem Hauch von Brioche. Am Gaumen saftig mit feiner Perlage, eleganten fruchtigen und nussigen Noten. Der Abgang ist lang und äußerst harmonisch.
Yook vom vinocentral-Team
17 von 18 Punkten - Guide Crémant D'Alsace, Vinum, Mai 2021Superbes, besonders komplexes, vielschichtiges Bouquet von exotischen und roten Früchten; voller Ansatz, dichter, saftiger Bau, grosse aromatische Länge; besitzt Charakter und Klasse, zu Geflügel ideal.
Vinum-Jury Guide Crémant D'Alsace, Mai 2021
Eine Rosé-Farbe wie gemalt und eine extrem feine Perlage versprechen schon auf den ersten Blick großes Crémant-Kino. An der Nase gibt er sich noch etwas zurückhaltend mit einem feinen Duft nach Erdbeeren und Kirschen. Im Mund entfaltet sich dann eine gertenschlanke und kristallklare Frucht, die dank der zurückhaltenden Dosage eben nicht pappig, sondern durch und durch elegant wirkt. Dazu ein überaus feines Mousseux. Ein höchst moderner und überraschender Rosé-Crémant mit schöner, dezent würziger Länge.
Yook vom vinocentral-Team
16 von 18 Punkten - Guide Crémant D'Alsace, Vinum, Mai 2021Zuerst leichte Reduktion, dann fruchtig, Noten von roter Kirsche; voller Ansatz, dichter Bau, saftig, gut strukturiert, weinig und lang, auf leichter Bitternote. Zu Geflügel.
Vinum-Jury Guide Crémant D'Alsace, Mai 2021
Verkostungsnotiz des Jahrgangs 2014:
18 von 18 Punkten - Guide Crémant D'Alsace, Vinum, Mai 2021 Interessante Aromatik von Barrique, perfekt abgestimmt, Grapefruit, etwas Ingwer und Kardamom, Bergamotte, ein Hauch Eukalyptus, herrlich! Glasklarer Auftakt, dichte Entwicklung über zarter Bitternote, auch grosse Mineralität, herrlich anhaltendes Finale auf den Aromen der Nase; eigenständiger, mit Inspiration und Fingerspitzengefühl geklärter Wein: die ganz große Klasse! Beispielhaft, kreativ, hervorragend gemacht.
Vinum-Jury Guide Crémant D'Alsace, Mai 2021
Marc Kreydenweiss Kastelberg Grand Cru Riesling Bio 2016:
Der Kastelberg in Andlau mit seinen schwarzen Schieferböden zählt zu den bedeutendsten Riesling-Grand-Crus im unteren Elsass. In Deutschland stehen solche Weine noch immer unter dem Generalverdacht, durch altbackene Restsüße und barocke Üppigkeit zu glänzen. Dabei haben Winzer*innen wie vor allem Marc Kreydenweiss sich bereits in den 1980er-Jahren von diesem Klischee verabschiedet und begonnen, ihre Grand Crus trocken auszubauen. Sein Sohn Antoine hat die Stilistik des Vaters noch weiter voran- und verstärkt in Richtung „naturbelassen“ getrieben. Und so entstehen hier Jahr für Jahr höchst moderne, aber eben nicht modische Terroir-Rieslinge von Weltklasse – für die sich in Deutschland leider nur eine kleine Randgruppe zu interessieren scheint.
Die seit den 1980er-Jahren biodynamisch bewirtschafteten Rebstöcke der Familie Kreydenweiss im Kastelberg sind rund 50 Jahre alt. Nach der selektiven Handlese folgten eine schonende Ganztraubenpressung, die spontane alkoholische sowie malolaktische Gärung sowie der Ausbau für 16 Monate auf der Vollhefe im großen Holzfass. Der Wein wurde anschließend ohne jegliche Schönung oder Filtration mit einer geringen Schwefelgabe gefüllt.
Im Bukett mag man sich zunächst durchaus noch an die üppige Elsässer Rieslingstilistik vergangener Tage erinnert fühlen, zumal der Kastelberg Riesling Grand Cru 2016 sich bereits seinem Reifeplateau nähert: vollreife gelbe Frucht mit schiefrig-rauchigen Anklängen, Quittenbrot, etwas Speck, Lakritz, Malzbonbon und helles Karamell.
Am Gaumen entfaltet sich dann jedoch ein zwar kraftvoller, aber zugleich straffer, fokussierter Wein mit vibrierender Mineralität und einem salzigen Kern. Die Säure ist lebendig und sehr präsent, aber harmonisch eingebunden in ein feines phenolisches Gerüst und eine reife Frucht mit leicht tabakigen und erdigen Anklängen sowie einer dezent mentholischen Würze. Das alles klingt am Gaumen noch lange nach. Ein tiefgründiger, überaus eigenständiger und delikater Spitzenriesling.
Yook & Neser vom vinocentral-Team, Juni 2022
Die Trauben für den La Fontaine aux Enfants stammen aus einer Lage in direkter Nachbarschaft des Grand Cru Kastelberg - hier ist der Boden von Granit geprägt. Pinot Blanc und Auxerrois ergeben eine äußerst delikate Weißwein-Cuvée. Der erste Eindruck wirkt herb und ist dominiert von Grapefruit und Limette. Mit der Zeit gesellen sich steinige und rauchige Anklänge hinzu sowie dezent und keineswegs zu aufdringlich etwas Lakritz. Insgesamt ein sehr ansprechendes und puristisches Bukett.Frisch und saftig präsentiert sich der Wein dann am Gaumen. Neben der Zitrusfrucht zeigen sich gelber Apfel und Quitte. Wie schon in der Nase spielen aber auch hier die mineralischen und rauchigen Aromen eine übergeordnete Rolle. Mittlere Länge mit würzigem Finish. Alles in allem ein Weißer Burgunder, der nicht mit Frucht überladen ist. Das steinige Terroir und die mineralische Art stehen klar im Fokus.
Sebastian Fehlinger vom vinocentral-Team, Oktober 2020
Der Lagenname Moenchberg erklärt sich durch die Tatsache, das bereits 1097 hier Weinreben von einer Benediktiner Abtei kultiviert wurden. Mergel- und Sandsteinböden liefern beste Bedingungen für große Grauburgunder. Aus dem Glas strömt ein betörendes und elegantes Bukett: Zunächst zeigt sich viel reife, gelbe Steinfrucht mit leicht erdigen Anklängen. Mit etwas Luft entsteht eine umamiartige Vielschichtigkeit: Nuancen von Soja und Miso sowie etwas an japanischen Dashi erinnernde Noten.Im Mund zeigt sich dann alles, was ein großer Wein braucht: Kraft und Eleganz, Frucht und Würze, Struktur und Mineralität. Langes und leicht salziges Finish. Mit jedem Schluck entdeckt man neue Aromen und Facetten. Hoch komplexer Wein, der am besten über mehrere Stunden getrunken werden sollte, damit er sein ganzes Potenzial zeigen kann.
Sebastian Fehlinger vom vinocentral-Team, Oktober 2020
17 von 18 Punkten - Guide Crémant D'Alsace, Vinum, Mai 2021Superbes, besonders komplexes, vielschichtiges Bouquet von exotischen und roten Früchten; voller Ansatz, dichter, saftiger Bau, grosse aromatische Länge; besitzt Charakter und Klasse, zu Geflügel ideal.
Vinum-Jury Guide Crémant D'Alsace, Mai 2021
Die Zeiten, in denen die Rieslinge aus dem Elsass selbst im trockenen Bereich grundsätzlich noch deutlich schmeckbare Restsüße aufwiesen, sind heute mehr oder weniger passé. Zumindest unter den Spitzenerzeugern. Nichtsdestotrotz fallen sie grundsätzlich etwas breiter und mächtiger aus als beispielsweise an der Mosel, der Nahe oder im Rheingau, allein schon aus geografischen bzw. klimatischen, wohl aber auch aus kulturellen Gründen. Doch muss Kraft eben nicht mit Plumpheit einhergehen – selbst in doch eher wärmeren Jahren wie 2023 –, wenn die Winzer*innen ihr Handwerk verstehen. Dann können faszinierende Rieslinge wie dieser entstehen, die satte 13 Vol.-% Alkohol mit Finesse und Eleganz verbinden.
Die biodynamisch kultivierten Trauben für den Riesling Côte de Rouffach von Muré stammen von rund 40 Jahre alten Reben aus der Gemeinde Rouffach, 15 km südlich von Colmar, die hier im Schutz der höchsten Gipfel der Vogesen gedeihen. Der Wein wurde spontanvergoren und in seiner Entwicklung nur sehr behutsam beeinflusst. Ausbau auf der Feinhefe im großen Holzfass.
Das Bukett verbindet Aromen von Zitrusfrüchten mit einer leicht kreidig-rauchigen Würze. Im Mund vereint der durch und durch trockene Wein auf spannende Weise zwei völlig unterschiedliche Charakterzüge: Zunächst wirkt das Ganze sehr reif, dicht strukturiert, muskulös und macht ordentlich Druck am Gaumen, offenbart dann jedoch sehr schnell einen drahtigen mineralischen Kern und eine feinnervige Säure, die viel Frische und Eleganz in den Wein bringen und ihn fast puristisch und schlank erscheinen lassen. Erst im langen Finish meldet sich der vergleichsweise hohe Alkohol mit leicht wärmendem, aber keinesfalls brandigem Charakter. Ein durch und durch typischer Elsass-Riesling, in dem sich Tradition und Modernität in idealer Weise verbinden.
Yook & Neser vom vinocentral-Team, Juni 2024
Verkostungsnotiz des Jahrgangs 2017:
Die Ursprünge dieser hocharomatischen Rebsorte liegen wohl nicht in Tramin, wie der Name vermuten ließe, auch wenn sie dort nachweislich bereits seit dem 11. Jahrhundert angebaut wird. Im Elsass hat der Gewürztraminer – häufig in der Kurzform „Gewurz“ – ebenfalls eine unergründlich lange Tradition und große Bedeutung. Vor allem als Spät- bis Trockenbeerenauslese bietet er mit seinem likörartigen Charakter bevorzugt dem bisweilen fiesen „Munsterkas“ Paroli. Hier haben wir es jedoch mit einem deutlich leichtfüßigeren Vertreter seiner Art zu tun, der gerade mal 15 g/l Restzucker auf die Waage bringt – bei magenfreundlichen 4,2 g/l Säure, aber doch immerhin 14 Vol.-% Alkohol.
Verkostungsnotiz des Jahrgangs 2016:
Das „V“ steht für die berühmte Grand-Cru-Lage Vorbourg im unteren Elsass, die bei diesem Pinot nicht auf dem Etikett genannt werden darf, weil die Vorgaben der Lagenklassifizierung hier lediglich vier weiße Rebsorten erlauben. Im Untergrund sind die Böden von Ton und Kalkstein geprägt, was den Weinen Tiefe verleiht und zugleich eine ausgeprägte Mineralität. Das dichte und reif wirkende Bukett ist von Schattenmorellen, Himbeeren, vollreifen Walderbeeren und etwas Cassis gekennzeichnet, mit deutlich rauchigen Noten und einer Spur Veilchen. Am Gaumen entfaltet sich ein herrlich schlanker, aber konzentrierter Pinot mit seidigen Tanninen – leicht, was die genussfreundlichen 12 % Alkohol noch begünstigen, und zugleich tief, mit einem feinen mineralischen Finish. Ein Musterbeispiel für Elsässer Pinot, der in den letzten Jahren generell immer spannender wurde.
Yook vom vinocentral-Team, September 2019
Verkostungsnotiz des Jahrgangs 2017:
Viele klassische Pinot Gris’ aus dem Elsass wirken in heutiger Zeit zu füllig und überladen – ganz ähnlich den etwas altbackeneren badischen Grauburgundern aka Ruländern – meist sogar noch eine Spur molliger. Nur wenige Winzer*innen beherrschen den Drahtseilakt, der Elsässer Tradition zwar irgendwie treu zu bleiben und trotz aller Typizität zeitgemäße Weine zu produzieren. Hier ist das der Fall: Ganz klassisches dichtes Bukett mit reifer Birne, einem Hauch Lavendel und Veilchen, dazu dezent kräutrige und erdige Noten und ein Anflug von frischem Traubenkernöl. Im Mund ist der Wein überaus schmelzig, fast ölig, mit dem satten Aroma vollreifer Trauben. Doch geht das Ganze eben nicht zu sehr ins süßliche Barock. Eine sehr gute Balance zwischen Süße und Säure verleihen dem Wein einen frischen und fast leichten Charakter, trotz aller Dichte und Üppigkeit. Im langen mineralischen Finish verabschiedet er sich mit viel Saft und einer pikanten Würze. Großartig! Wo bleibt der Flammekueche?
Yook vom vinocentral-Team, Februar 2020
Verkosutngsnotiz des Jahrgangs 2018:
Der Lerchenberg liegt im Westen des als Grand Cru klassifizierten Moenchberg. Auf schweren Lehmböden gedeihen hier kräftige Grauburgunder. In der Nase zeigt sich eine sehr reife Frucht, geprägt von gelben Äpfeln, Nashibirne und Mirabelle. Leichte Karamell- und Honignoten untermauern den opulenten Charakter noch etwas. Im Hintergrund finden sich vegetative Aromen wie Wiesenheu, Walnuss und Eukalyptus. Die dominante Frucht setzt sich am Gaumen fort und wird zusätzlich durch eine fast cremige Art gefördert.Mächtiger Grauburgunder, der in Kombination mit gebratenem Fleisch getrunken werden sollte und bei Schmorgerichten eine gute Alternative zum Rotwein darstellt.
Sebastian Fehlinger vom vinocentral-Team, Oktober 2020
Verkostungsnotiz des Jahrgangs 2018:
In einem Lagenwein Riesling und Grauburgunder zu vereinen, mag gerade aus deutscher Perspektive eigenwillig erscheinen. Dabei handelt es sich hier nicht um eine Assemblage, also den Verschnitt einzelner Grundweine, sondern um eine sogenannte „Complantation“. Die beiden Rebsorten werden, ähnlich wie im „gemischten Satz“, nebeneinander angebaut, zusammen gelesen und gekeltert. Schon Antoine Kreydenweiss’ Vorfahren haben das so praktiziert, weil sie der Überzeugung waren, dass das jeweilige Terroir auf diese Weise am besten zum Ausdruck kommt.
Der Boden des Clos de Val d’Eleon ist vom blau-grauen Villé-Schiefer geprägt. Die Reben werden seit Jahrzehnten biodynamisch bewirtschaftet. Die gesamte Weinbereitung folgt dem Grundsatz von Low-Intervention: sehr langsame Ganztraubenpressung, spontane alkoholische und malolaktische Gärung, Ausbau auf der Feinhefe im traditionellen Fuderfass für ein ganzes Jahr. Der Wein wurde ohne Schönung oder Filtration gefüllt und nur mäßig geschwefelt.
Frisch geöffnet gibt sich das Bukett zunächst eher zurückhaltend mit hellen, gelbfruchtigen Noten von reifem Golden Delicious, dazu Anklänge von Pfirsichblüten, aber auch schiefrig-rauchige Noten. Am Gaumen zeigt sich der Wein saftig, zugleich straight, mit straffer, aber seidiger Gerbstoffstruktur und einer leicht erdigen, pikanten Würze. Die Säure wirkt mild und reif, zumal der Wein auch nicht ganz knochentrocken ist. Im langen Finish entfaltet er noch mal unaufdringlich seine reife Frucht, bevor er mit vibrierender, mundwässernder Mineralität ausklingt. Die Verbindung von Riesling und Grauburgunder erscheint hier wie die selbstverständlichste Sache der Welt. Ein großartiger Speisebegleiter – zu Gerichten mit hellem Fleisch, Muscheln oder Fisch mit säuerlichen Saucen.
Yook & Neser vom vinocentral-Team, Oktober 2022
Verkostungsnotiz des Jahrgangs 2020:
Dieser maximal naturbelassene Pinot Noir stammt von über 30 Jahre alten, biodynamisch gepflegten Reben, die auf Ton- und Sandsteinschlickböden in der Gemeinde Mittelbergheim stehen. Nach der Handlese folgte eine 100-prozentige Ganztrauben-Mazeration, Spontangärung, siebenmonatiger Ausbau in alten Barriques sowie eine spontane malolaktische Gärung. Der Wein wurde anschließende ohne jegliche Schönung, Filtration oder Schwefelgabe gefüllt. Er sollte vor dem Genuss unbedingt karaffiert werden, um sein ganzes Potenzial zu entfalten – oder alternativ über Stunden oder Tage genossen werden. Dann kann man dieser spannenden Entfaltung beiwohnen.
Im Bukett eine saftige Pinot-Frucht mit Sauerkirsche, kleinen dunklen Walderdbeeren und getrockneten Teerosen.Im Mund saftig, dabei straff mit einem feinen Säurenerv, filigranen Tanninen und einem mineralischen Kern. Alles leichtfüßig, überaus süffig und dennoch sehr seriös.Den Fans des Vorgängerjahrgangs – der war im Nu vergriffen – sei gesagt, dass der 2020 in puncto Frucht etwas weniger opulent ausfällt und insgesamt einen etwas drahtigeren Charakter an den Tag legt. Uns persönlich macht er aber mindestens genauso viel Spaß. Ein vollkommen unverstellter, durchaus etwas wilder, aber sehr harmonischer Pinot Noir, der jeglicher Naturweinkritik die Grundlage entzieht.
Yook & Neser vom vinocentral-Team, September 2021
Grundsätzlich werden heute alle Weine der Domaine Rieffel mit so wenig Schwefel wie möglich produziert – einzelne wie dieser Weißburgunder aber auch ganz ohne. Dabei handelt es sich dann um Naturwein im engeren Sinn, der im An- wie Ausbau möglichst wenig manipuliert werden soll, gemäß der Faustregel: nichts hinzugefügt, nichts entnommen. Die Tragweite dieses Anspruchs wird vielleicht erst so richtig klar, wenn man sich die ganze Bandbreite der önologischen Verfahren vor Augen führt, mit der dem „Naturprodukt“ Wein heute auf die Sprünge geholfen wird. Von der Aufzuckerung bis zur Entsäuerung, von Reinzuchthefen bis zu Enzymen und anderen Prozesshilfsstoffen, von Filtrationsverfahren bis zur Schönung. Das alles ist nach wie vor weit verbreitet – im Naturwein jedoch verpönt. Auch wenn es da noch keine verbindlichen Produktionsrichtlinien oder gar Gesetze gibt.
Die teilweise über 60 Jahr alten, biodynamisch gepflegten Reben für diesen Wein stehen auf den Granitböden der Lage „Gebreit“. Nach der Handlese erfolgte eine Ganztraubenpressung über zwölf Stunden. Anschließend Spontangärung und ein 15-monatiger Ausbau auf der Vollhefe in alten Eichenfässern aus dem Burgund. In dieser Zeit vollzog sich auch die spontane malolaktische Gärung. Er wurde dann im Februar 2020 ohne jegliche Filtration, Schönung oder Schwefelung gefüllt.
Das Ganze präsentiert sich nun nach einigen Monaten auf der Flasche überaus harmonisch: Im Bukett – wie für einen naturbelassenen Weißburgunder typisch ist dies eher verhalten – finden sich Anklänge von Limette, grüner Papaya, etwas hellgelbem Steinobst sowie kräutrige und dezent florale Noten und nasser Stein. Am Gaumen ist der Wein sehr frisch, klar und feingliedrig mit einem würzig-mineralischen Säurenerv und mundwässernder Tanninstruktur. Kein tiefgründiger Meditationswein, aber ein überaus delikater Durstlöscher mit enorm viel Rückgrat, der in keiner Weise dem Klischee vom schroffen und unzugänglichen Naturwein entspricht. Ein „Vin libre“ par excellence.
Yook & Neser vom vinocentral-Team, Januar 2025
Vielleicht ist es an der Zeit, nicht jeden französischen Schaumwein mit seinen berühmten Brüdern und Schwestern aus der Champagne zu vergleichen. Die Winzer*innen in Elsass, Burgund und an der Loire sind längst ausgestiegen aus diesem Wettstreit und produzieren hochwertige, dem Terroir und ihrer eigenen Tradition verbundene Schäumer. So ist auch der Verkoster bei diesen Zeilen darum bemüht, sich frei zu machen von solchen Maßstäben und Vergleichen. Denn dies hatte wohl Lucas Rieffel im Sinn, als er aus den Rebsorten Auxerrois, Pinot Gris und Riesling seinen Crémant D’Alsace Extra Brut kreierte.
Die Trauben stammen unter anderem aus seinen Top-Lagen rund um Mittelbergheim, alles biodynamisch bewirtschaftet und spontan vergoren. Die Grundweine bleiben neun Monate in gebrauchten Barrique-Fässern. Die Zeit für die zweite Gärung auf der Flasche beträgt zwischen 24 und 36 Monaten.
Goldgelb steht dieser 2021er-Jahrgangs-Crémant im Glas und perlt angenehm leicht und fein. Das Bukett erinnert an Apfelkuchen, gerösteten Toast und dunkles Karamell.
Im Mund entfalten sich Steinobst-Aromen von Pfirsich und Aprikose. Sie werden getragen von der Säure des Rieslings und Puristik durch die Null Dosage. Dennoch scheint hier eine gewisse Extraktsüße zu wirken, was diesen Elsässer Crémant extrem trinkig und gefällig macht. Würzige Kräuter-Aromen von Rosmarin und Salbei bilden ein ungewöhnliches, aber gekonntes Finale.
Wie zu Beginn versprochen, bleiben wir frei von Vergleichen und Konventionen und empfehlen diesen Rieffel Crémant Extra Brut zu gegrilltem Entrecôte und Thunfisch-Steak.
Robert Frey vom vinocentral-Team, September 2024
Noch vor zwei oder drei Jahrzehnten waren Pinots aus dem unteren Elsass ganz allgemein ziemlich selten und stets eine relativ seichte Angelegenheit. Heute dagegen – dem Klimawandel sei Dank – gedeiht die Rebsorte verstärkt auch hier. Und so hat Familie Rieffel vor rund 14 Jahren das Rotwein-Fieber gepackt und eine Parzelle im Gebiet des Grand Cru Zotzenberg mit Pinot-Reben bestockt – unter anderem aus massaler Selektion des berühmten Clos des Epeneaux im burgundischen Pommard. Sie gedeihen dort auf feinstem Kalkmergel in sonniger Süd-Südost-Lage mittlerweile ganz hervorragend und bringen vermehrt ausdrucksstarke Weine hervor.
Nach der Handlese mazerierten die ganzen Trauben für 16 Tage. 13 Monate reifte der Wein nach der schonenden Pressung in großen Holzfässern auf der Hefe, wobei er noch die zweite, malolaktische Gärung durchlief. Ohne jegliche Schönung oder Filtration wurde er dann gefüllt, wobei er nur hier eine minimale Schwefeldosis (1 g/hl) erhielt und so alle Kriterien für einen Naturwein erfüllt.
Im Glas ein klares dunkles Kirschrot, im Bukett ebenfalls saftige dunkle Kirschfrucht mit reifen Walderdbeeren, etwas Cassis, einer Spur Lakritz und einer feinen mineralischen Würze. Saftig, kühl und delikat fließt der Wein mit seiner satten Frucht über den Gaumen und verbleibt dort auf seiner feingliedrigen Tanninstruktur und einem reifen Säurenerv. Auch ohne Barrique-Einfluss zeigt er Statur und Tiefe, bleibt aber – trotz immerhin 13,5 % Alkohol – auf der eher leichtfüßigen Seite.Ein wunderbarer Pinot von burgundischer Eleganz und dennoch mit ganz eigenem, angenehm undressiertem Charakter. Dass so etwas jemals aus dem Département Bas-Rhin kommen könnte, hätte vor nicht allzu langer Zeit wohl noch niemand zu träumen gewagt.
Yook & Neser vom vinocentral-Team, April 2021
Mit diesem wunderschön eigenständigen Rosé-Crémant, also einem in traditioneller Flaschengärung produzierten Schaumwein, beweist Lucas Rieffel einmal mehr, dass Naturwein auch überraschend harmonisch und zugänglich sein kann, wenn er denn mit handwerklichem Können und großer Sorgfalt erzeugt wurde.Der Grundwein: 100 % Pinot Noir aus biodynamischem Anbau, im Saignée-Verfahren als Rose gekeltert, spontanvergoren und für zehn Monate ohne Bâtonnage auf der Hefe belassen. Nach der zweiten Gärung in der Flasche durfte der Wein für weitere 17 Monate auf der Hefe verbleiben, eher er ohne Dosage degorgiert wurde. Seine 5 g/l Restzucker sind auf natürlichem Weg bei der Gärung verblieben. Bis zum Degorgement hat der Wein übrigens keinen zugesetzten Schwefel gesehen – und auch dann nur verschwindend geringe 1 mg/l. Der Gesamtschwefel liegt bei gerade mal 10 mg/l.Im überaus leckeren Bukett finden sich Noten von Erdbeerkonfitüre, Quittenbrot und reife gelbe Früchte, auch ein Hauch Gummibärchen und dezent oxidative Anklänge. Die Perlage ist fein, anhaltend, aber nicht aufdringlich im Mund. Dem verspielten Bukett steht ein saftig-weiniger, klarer Geschmackseindruck am Gaumen gegenüber. Feiner Schmelz, eine reife, harmonische Säure, viel Saft und Kraft im fruchtigen Nachhall. Das Ganze ist im besten Sinne des Wortes ein unkompliziertes, aber auch nicht unterkomplexes Trinkvergnügen und mit dem kleinen Zuckerpölsterchen absolut massentauglich.
Yook & Neser vom vinocentral-Team, April 2021