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Château Cambon Beaujolais Récolte 2022
Mit Beaujolais ist in Deutschland noch immer kein Staat zu machen, denn das Image der gesamten Region leidet nach wie vor unter den billigen Primeur-Weinen, mit denen der Markt bis in die späten 1990er-Jahre erfolgreich überschwemmt wurde. Château Cambon hingegen wurde von zwei Godfathers der französischen Naturweinbewegung ins Leben gerufen und steht seither für das „andere“ Beaujolais. Zwar werden auch hier betont fruchtige, saftige und eher tanninarme Weine produziert, für die die Rebsorte Gamay einfach prädestiniert ist, aber das eben auf Basis der Biodynamie im Weinberg und Low-Intervention im Keller – ohne nennenswerte önologische Eingriffe und nur minimaler Schwefelgabe zur Füllung.  Im Bukett zeigt der Wein eine satte und überaus delikate Kirschfrucht mit floralen Noten und einem Hauch grüner Würze. Am Gaumen gibt er sich saftig, fast überschwänglich und von einer spielerischen Leichtigkeit. Aus seinem feinen Säurenerv schält sich dann jedoch ein mineralischer Kern heraus, der dem Ganzen Struktur und auch eine gewisse Ernsthaftigkeit verleiht. All jenen, die beim Wort Beaujolais noch heute unwillkürlich zusammenzucken und spontane Phantomkatersymptome entwickeln, sei dieser wunderbare Tropfen als Therapeutikum empfohlen, um mit dieser unerquicklichen Weinlebensphase endlich friedvoll abschließen zu können. Es lohnt sich auf jeden Fall, das echte Beaujolais wieder neu für sich zu entdecken. Yook & Neser vom vinocentral-Team, Juni 2024 <iframe width="560" height="315" src="https://www.youtube.com/embed/Safb0RrTu6g" title="YouTube video player" frameborder="0" allow="accelerometer; autoplay; clipboard-write; encrypted-media; gyroscope; picture-in-picture" allowfullscreen></iframe>

Inhalt: 0.75 Liter (22,53 €* / 1 Liter)

16,90 €*
3er-Weinpaket Underdogs mit Biss zum vinocentral-Livestream 3 Gläser: Progressive Weine
Mit dem Wein ist es ein bisschen wie im Filmgeschäft: Da gibt es die ganz Großen, die allgegenwärtig sind, von den Medien hochgejazzt werden und Preise abräumen – und es gibt die Underdogs: verkannte Talente und gefallene Sterne.  Nehmen wir die Rebsorte Müller-Thurgau. Wer als schnöde Neuzüchtung Nr. 58 seine Karriere startet, hats schwer. Mehr als Soaps und Nebenrollen in drittklassigen Produktionen scheinen da einfach nicht drin zu sein. Doch braucht es, wie wir sehen respektive schmecken werden, nur einen vollkommen antiautoritären Regisseur wie den Naturweinwinzer Stephan Krämer aus Franken und schon blüht der verpönte olle Müller in einer echten Charakterrolle auf.  Ganz anders verhält es sich mit dem Beaujolais, der ja keine Rebsorte, sondern eine Herkunftsbezeichnung ist. Der kam eigentlich aus dem Nichts, erfand sich dann unter dem Künstlernamen Primeur ganz neu – als jugendlicher Darstellertypus in seichtesten Produktionen für die Massen. Und er brachte es zu einer so unglaublichen Popularität, dass die Fernsehkameras am Flughafen bereitstanden, wenn er sich dort aus dem Flugzeug über den roten Teppich tragen ließ. Sein Karrierehoch zog sich einige Jahre hin, ehe er wieder fast spurlos in der Versenkung verschwand. Und kaum jemand weiß heute, was für ein ausdrucksstarker und vor Präsenz nur so strotzender Darsteller er sein kann. Vinocentral-Weinexpertin Yook beweist das anhand eines aufregenden Werks des Weinguts Château Cambon.  Last but not least: der Gutedel. Ein echtes Urgestein, das in einer unüberschaubaren Vielzahl von Rollen rund um den Globus sein Bestes gab – unvergessen als Chrupka Ušľachtilá, Krachlampe, Süßling, Queen Victoria White, Chasselas Plant Droit oder auch Raisin d’Officier. Ein wirklicher Durchbruch in den Olymp der Superstars blieb ihm aber versagt. Wie ungerecht das ist, zeigt er in seiner Rolle als Terroirträger, die ihm der unbeugsame Markgräfler Winzer Hanspeter Ziereisen quasi auf den Leib geschrieben hat.  Beim vinocentral-Livestream 3 Gläser dürfen wir uns also auf drei außergewöhnliche Streifen freuen, in denen diese Underdogs beweisen, dass sie durchaus Biss haben (können) – wie immer fachkundig anmoderiert von Yook.  Wer die drei progressiven Weine von zuhause aus mit probieren möchte, kann das 3er-Paket vorab im vinocentral bestellen. Es enthält: Müller-Thurgau Muschelkalk bio 2016, Ökologischer Land- & Weinbau Kraemer, Franken, Deutschland 0,75lBeaujolais Récolte AC 2020, Château Cambon, Burgund, Frankreich0,75lSteinkrügle Gutedel 2020, Weingut Ziereisen, Baden, Deutschland 0,75l vinocentral-Livestream 3 Gläser: Progressive WeineMit Geunhye Yook & Alexander Marschall Mit einem Klick zum Livestream Vorbereitung für das TastingDie beiden Weißweine sollten eine Temperatur von 12 - 14 °C haben, also nicht direkt aus dem Kühlschrank kommen, sondern „nur“ kellerkalt sein. Die optimale Trinktemperatur für den Rotwein beträgt 16 °C. Normalerweise sollten die Weine ein bis zwei Stunden vor dem Genuss dekantiert werden, wir empfehlen das hier bewusst nicht, weil wir ihre Entwicklung an der Luft während des Tastings gemeinsam verfolgen möchten. Gläser: Zalto Universal oder Schott-Zwiesel Pure Cabernet-Glas Snack während der Probe: Ein gemischter Schinken-Teller mit Spezialitäten von der Wiener Bio-Metzgerei Thum mit Beinschinken und Salami vom Mangalitzaschwein (erhältlich an der Frischetheke im vinocentral-Ladengeschäft)

Inhalt: 2.25 Liter (23,29 €* / 1 Liter)

52,40 €*

Nouveau – no more

Viele Jahre war das Beaujolais ein ungeliebtes Anhängsel des noblen Burgunds. Hier wurden seit jeher vor allem einfache Trinkweine statt edler Kreszenzen produziert. Mit dem Beaujolais Nouveau (oder auch Primeur) – einer pfiffigen Vermarktungsidee der Beaujolais-Winzer, um bereits früh nach der Ernte an Bares zu kommen – setzte man dazu im Billigweinsegment weltweit ein (zweifelhaftes) Zeichen. Sagenhafte 180.000 Hektoliter strömten zu den Spitzenzeiten alljährlich ab dem offiziellen Verkaufsstart Ende November in den Markt. Alleine in Deutschland wohlgemerkt. Die Ankunft des kleinen Franzosen wurde zelebriert wie ein Staatsakt: Am Frankfurter Flughafen rollte man mit dem Schlachtruf „Le Beaujolais Nouveau est arrivé!“ den roten Teppich aus, um das erste Kistchen medienwirksam übers Flugfeld zu tragen (Die übrigen paar Millionen Kistchen reisten natürlich in schnöden Lkw an.). Darüber berichtete selbst die Tagesschau. In den folgenden Tagen wurde der Stoff dann in rauschenden Festen vernichtet und war bis zum Jahresende auch schon wieder ausverkauft. Gut so. Denn genauso schnell, wie der Wein wenige Wochen nach der Ernte önologisch aus dem Kellerboden gestampft worden war, ging ihm auch in der Flasche die Puste aus. Und letzteres Schicksal ereilte schließlich auch den Beaujolais-Primeur-Hype als Ganzes.

Das „neue“ Beaujolais

Spätestens mit dem Ende der 1990er-Jahre interessierte sich fast niemand mehr für den „Primeur“. Geblieben ist hierzulande nur das miese Image der Region: Massenwein, den keiner braucht. Dabei gab es schon während dieser Zeit die andere Seite des Beaujolais mit hochwertigen Cru-Appellationen und Winzerlegenden wie Marcel Lapierre. Durch die Rückbesinnung auf die vorindustrielle Praxis im Weinbau und als Vorreiter des Naturweins schuf er vielbeachtete große Weine und zeichnete mit seiner Domaine Lapierre – zumindest unter Kennern – ein gegensätzliches Bild seiner Region. Mitte der 1990er-Jahre kaufte er gemeinsam mit einem anderen Grandseigneur der Bewegung, Jean-Claude Chanudet, die heruntergewirtschaftete Domaine Cambon und machten auch dieses Zweitweingut schnell zu einer Referenz für das „neue“ Beaujolais.

Trinkvergnügen mit Substanz

Marcel Lapierre ist 2010 verstorben – heute führen seine Frau und Monsieur Chanudet das Château Cambon. Nach wie vor werden die rund 13 Hektar Gamay-Stöcke biologisch bewirtschaftet. Sorgfältige selektive Handlese zum optimalen Reifezeitpunkt, Spontangärung, minimale Eingriffe im Keller ohne jegliche önologische Manipulation und nur geringe Schwefelung vor der Füllung – all das spricht für „Naturwein“ par excellence. Allein, man würde angesichts der enormen Saftigkeit und der klaren Frucht gar nicht darauf kommen. Die trinkfreudigen Weine mit ihrer subtilen Kraft und Finesse werden heute sogar von der New York Times in den Himmel gelobt. In Deutschland hingegen herrscht in Sachen Beaujolais leider noch immer Nouveau-Kater-Stimmung. Das wollen wir ändern.