Dalle Ore Torque Bio 2014

Die italienische Schaumweinkunst fand in Deutschland scheinbar vor allem einen Markt für die Dinge, die in ihrer Heimat eigentlich kaum jemand haben will. War es zunächst der pappsüße Asti Spumante, der in einer 1980er-Jahre-Modewelle über die Alpen schwappte, folgte kurz darauf die Prosecco-Flut mit ausdrucksloser, zumeist leicht restsüßer Brause – gerne in kitschige marineblaue Flaschen gefüllt –, die von der italophilen Münchner Schickeria aus ihre Kreise über die ganze Republik zog. Wer in dieser unseligen Zeit in sein Weinleben hineinwuchs, mag diesbezüglich vielleicht für immer ein gebranntes Kind sein. Dabei gibt es in Italiens Norden tolle Schäumer aus traditioneller Flaschengärung zu entdecken – und das müssen gar nicht gleich die eher hochpreisigen Franciacorta sein.

Durello ist eine typische alte Rebsorte der norditalienischen Region Vicenza. Sie ist berüchtigt für ihre säurebetonten Weißweine, weshalb ihr für lange Zeit eine Karriere als bäuerlicher Haustrunk oder bestenfalls Verschnittpartner vorbestimmt war. Irgendwann wurde sie für die Schaumweinbereitung neu entdeckt – denn da ist eine gute Säure gefragt. Für den Torque wurden die biologisch angebauten Trauben 2014 von Hand gelesen und nach Low-Intervention-Prinzipien gekeltert und ausgebaut. Nach der zweiten Gärung in der Flasche folgte ein 48-monatiges Lager auf der Hefe. Degorgement: Oktober 2018. Keine Dosage.

Mit fünf Jahren Flaschenreife zeigt sich der zuvor durchaus noch etwas kantige Torque von einer ganz neuen Seite: Goldgelb mit sehr feiner Perlage. Im reifen Bukett Anklänge von Zitronenmarmelade und reifen Mirabellen, dazu ätherische Kräuternoten und eine leicht nussige, dunkle Würze.

Am Gaumen frisch, leicht herb und phenolisch, aber in sich sehr harmonisch. Über dem fein austarierten mineralischen Säurenerv entfaltet sich im Finish ein delikater Anflug von Birnenbrand. „Torque“ bedeutet Drehmoment – und ja, das hat Drive. 

Yook & Neser vom vinocentral-Team, September 2023